Die Verwendung von Textvignetten in der qualitativen, kulturvergleichenden Altersforschung

Zusammenfassung

In Anbetracht des Altersstrukturwandels und insbesondere angesichts der wachsenden Zahl von Hochaltrigen sowohl in England als auch in Deutschland hat sich die Langzeitpflege in stationären Pflegeeinrichtungen zu einer gesellschaftspolitischen Frage ersten Ranges entwickelt, die für Gerontologen, Sozialpolitiker und Fachverbände in beiden Ländern von großer Bedeutung ist. Die Erhebung qualitativer Daten, welche die Durchführung von Pflegeleistungen auf der Ebene konkreter Interaktionsbeziehungen zwischen Pflegenden und Gepflegten beschreiben, stellt eine bedeutsame Möglichkeit dar, um anhand konkreter Beispiele Informationen zusammenzutragen, die einen Eindruck über die Pflege betagter Menschen in Institutionen der Altenhilfe vermitteln, um somit den Einfluss nationaler Politiken auf die Mikroebene individuellen Handelns aufzuzeigen. In diesem Beitrag soll mit Hilfe von Ergebnissen eines empirischen Forschungsprojekts² verdeutlicht werden, wie durch die Verwendung von Textvignetten Erkenntnisse über die Lebensqualität von älteren und insbesondere hochaltrigen Menschen gewonnen werden können, die in Einrichtungen der stationären Langzeitpflege in England und Deutschland leben, ohne dass die Heimbewohner direkt befragt werden müssen. Ein wesentliches Ziel dieses Forschungsprojektes war es, zu untersuchen, wie auf der gesellschaftlichen Makroebene getroffene sozialpolitische Entscheidungen und Maßnahmen auf die Mikroebene der alltäglichen Pflegearbeiten in Pflegeeinrichtungen einwirken. Eine ergiebige und brauchbare Informationsquelle hierfür sind Interviews mit Pflegekräften, die ein Bild von dem Arbeitsfeld der Pflegenden und den Lebensumständen der Pflegebedürftigen vermitteln.