Zusammenfassung
Stellen Sie sich vor, Sie gehen heute abend müde, aber zufrieden ins Bett, schlafen ohne Probleme ein — und wenn Sie morgen früh aufwachen, sind Sie so verwandelt wie Gregor Samsa in der Kafka-Erzählung „Die Verwandlung“: Sie liegen wie ein hilfloser Käfer auf dem Rücken, Ihre ganze rechte Seite ist unbeweglich. Sie können sich nicht drehen und können nicht aufstehen. Ihre Familie steht erschreckt um Sie herum. Sie erklären, was los ist, aber niemand hört Ihnen zu — man versteht Sie nicht. Und sie merken, daß die anderen eine Sprache sprechen, die Sie nicht verstehen. Sie haben Schmerzen, Ihnen ist übel, Sie müssen dringend ins Bad — aber Sie haben keine Möglichkeit, Ihre Probleme den anderen klarzumachen, weder mündlich noch schriftlich noch durch Gesten. Sie fühlen sich ausgeschlossen, sind total einsam und hilflos, und Sie wissen nicht, wie Sie in diesen Zustand hineingeraten sind und ob er je wieder aufhören wird.
Wer seine Sprache verliert, verliert seine Umgebung — wer seine Umgebung verliert, verliert sich selbst.
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© 1996 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Lutz, L. (1996). Einleitung. In: Das Schweigen verstehen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-06488-7_1
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