Zusammenfassung
Die zahlreichen Formen der Misshandlung und die mannigfaltigen Verletzungen der Menschwürde, denen Heimkinder zwischen 1945 und 1975 ausgesetzt waren, fanden lange Zeit keine Resonanz in der Politik und in den Medien. Die Klagen und Beschwerden der betroffenen ehemaligen Heimkinder wurden entweder ignoriert oder nicht in ihrer individuellen Tragweite erkannt. Obwohl die massive Kritik der 1960er und 1970er Jahre an der rückständigen und skandalösen Praxis der Heim- und Fürsorgeerziehung im Rahmen der Heimkampagne zu vielen Veranstaltungen und Veröffentlichungen führte, blieb diese aus Sicht der Betroffenen auf einer System- bzw. Angebotsebene stehen. Es ging lange Zeit zu sehr um den Wechsel der Strategie (ambulant vor stationär) und darum, die Zahl der stationär untergebrachten Kinder und Jugendliche massiv zu senken und/oder darum, die vorhandenen stationären Jugendhilfeeinrichtungen/Heime konzeptionell und personell zu professionalisieren. Das individuelle Leid und Unrecht und die daraus folgenden Belastungen für das weitere Leben der Betroffenen wurden weitgehend ausgeblendet.
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Notes
- 1.
Das bayerische Landesjugendamt war schon längere Zeit mit ehemaligen Heimkindern in Kontakt und wurde Anfang 2010 von der Staatsregierung zum zentralen Ansprechpartner für ehemalige Heimkinder benannt (Rösler, 2012).
- 2.
Ausschuss für Arbeit und Soziales, Jugend, Familie und Integration. Anhörungsprotokoll vom 09.07.2015, S. 17 ff.
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Caspari, P., Dill, H., Hackenschmied, G., Straus, F. (2021). Einleitung. In: Ausgeliefert und verdrängt – Heimkindheiten zwischen 1949 und 1975 und die Auswirkungen auf die Lebensführung Betroffener. Sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend: Forschung als Beitrag zur Aufarbeitung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31476-7_1
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