Zusammenfassung
In den Sozialwissenschaften und in politischen Diskursen sprechen Partizipation, Inklusion und Integration ebenfalls die gesellschaftliche Zugehörigkeit und die soziale Stellung von Individuen und Gruppen in der Gesellschaft an. In diesem Kapitel wird daher diskutiert, in welchem Verhältnis der Teilhabebegriff zu diesen Begriffen steht.
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Im Bildungsbereich und in der Behindertenpädagogik bezeichnete Integration spätestens seit den 1970er Jahren auch das sozialpolitische Ziel der gemeinschaftlichen Beschulung von behinderten und nicht behinderten Kindern im Sinne eines Grundrechts (Deutscher Bildungsrat 1973) sowie das Ziel der Schaffung gleicher Zutritts- und Teilhabechancen für Menschen mit Behinderungen (Cloerkes 2007, S. 212). Heute steht der Begriff der Inklusion besonders im deutschen Sprachgebrauch in engem Zusammenhang mit der Forderung nach der Einbindung aller Kinder in das Bildungssystem (Hinz 2002) und nach einer „Schule für alle“, wie sie 1994 in der „Salamanca-Erklärung“ formuliert wurde (UNESCO 1994): Strukturen und Praktiken des Bildungssystems haben sich an Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen anzupassen. Integration wird in diesem Sinne als zu überwindender Ansatz betrachtet, welcher bislang erwartete, dass sich Kinder und Jugendliche, insbesondere mit solche sonderpädagogischem Förderbedarf, den Umständen im Bildungssystem anzupassen hätten (vgl. Heimlich 2011).
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Bartelheimer, P., Behrisch, B., Daßler, H., Dobslaw, G., Henke, J., Schäfers, M. (2020). Verhältnis zu verwandten Begriffen. In: Teilhabe – eine Begriffsbestimmung . Beiträge zur Teilhabeforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30610-6_5
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