Zusammenfassung
Die durch die Digitalisierung im Finanzdienstleistungsbereich gesteigerte Verfügbarkeit von Informationen bildet den Nährboden für neue Geschäftsmodelle von Unternehmen aus dem Bereich der FinTechs (Financial Services & Technology). Stellvertretend für die neu entstandenen Geschäftsmodelle analysiert dieser Beitrag die Chancen und Risiken von Crowdinvesting, Robo-Advice und Social Trading und setzt sie aus Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher in Relation zu eher traditionell geprägten Finanzdienstleistungen. Die neuen Geschäftsmodelle erweitern das Angebot investierbarer Finanzprodukte und sind grundsätzlich geeignet, die (Informations-)Kosten der Verbraucherinnen und Verbraucher für Finanzdienstleistungen zu senken. Diese (Kosten-)Vorteile werden allerdings durch den Verzicht auf Rückkopplungsprozesse im Rahmen einer Finanzberatung, also durch das Risiko, bei der Selbst-Einschätzung fehlerhafte (Selbst-)Bewertungen vorzunehmen, erkauft. Für Verbraucherinnen und Verbraucher, die in der Lage sind, ihre eigene finanzielle Gesamtsituation und die Risiken der angebotenen Finanzinstrumente gut einzuschätzen, können die neuen Geschäftsmodelle eine Möglichkeit eröffnen, ihre Rendite-Risiko-Position zu verbessern.
Notes
- 1.
- 2.
- 3.
Vgl. Alt und Puschmann (2016, S. 21.)
- 4.
Siehe Wessling (1991, S. 18 ff.) und Alpar et al. (2014, S. 7). Aufgrund von beschränkter Rationalität von Individuen ist jedoch zu berücksichtigen, dass ein Mehr an Informationen nicht notwendigerweise immer positive Effekte mit sich bringt, sondern vielmehr beispielsweise zu Information Overload und damit einer Beeinträchtigung der Entscheidungsfindung führen kann; vgl. Oehler (2011) und Oehler und Wendt (2017).
- 5.
Siehe Wessling (1991, S. 20 ff.) und Alpar et al. (2014, S. 8). Auch vor dem Hintergrund der mit der Digitalisierung verknüpften Diskussion um den Datenschutz scheint eine klare Trennung von Information und Daten unumgänglich. Der Fokus dieses Kapitels soll jedoch nicht auf Geschäftsmodellen des Datenhandels liegen, sondern auf Geschäftsmodellen, die auf einer neuen Art der Informationsverarbeitung basieren. Zur grds. Diskussion des Datenschutzes bei Finanzdienstleistungen und der Rechte bzgl. der Datenverwertung vgl. Oehler (2016c) und Oehler et al. (2016d).
- 6.
Die gesellschaftliche Transformation basiert dabei auf der technischen Transformation als Umwandlung von analogen in digitale Signale, sie ist jedoch getrennt von dieser zu betrachten, da nicht alles technisch Mögliche in der Gesellschaft zwingend akzeptiert und zu einer gesellschaftlichen Transformation führen muss.
- 7.
Vgl. Becher (2011, S. 81 ff.) zu einer detaillierten Erläuterung des Begriffs „Informatisierung“ sowie der beiden zugrunde liegenden Betrachtungsweisen der „technologiezentrischen“ und der „informationszentrischen“ Sicht.
- 8.
- 9.
- 10.
Auf die Transformationsleistungen bezüglich Losgröße, Frist und Risiko hat die Digitalisierung – wenn überhaupt – lediglich mittelbaren Einfluss.
- 11.
- 12.
- 13.
Vgl. Alt und Puschmann (2016).
- 14.
- 15.
Vgl. Oehler (2011).
- 16.
Nach § 1 Abs. 1a KWG sind Finanzdienstleistungsinstitute „Unternehmen, die Finanzdienstleistungen für andere gewerbsmäßig oder in einem Umfang erbringen, der einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert, und die keine Kreditinstitute sind.“
- 17.
§ 1 Abs. 1a S. 1 KWG.
- 18.
BaFin (2013).
- 19.
Vgl. Oehler (2012).
- 20.
§ 1 Abs. 1a S. 1a KWG.
- 21.
§ 1 Abs. 1a S. 3 KWG.
- 22.
BaFin (2014).
- 23.
§ 31 Abs. 4 WpHG.
- 24.
- 25.
- 26.
Vgl. Oehler (2016a).
- 27.
BaFin (2017a).
- 28.
- 29.
- 30.
Vgl. Oehler et al. (2016c).
- 31.
- 32.
Vgl. BaFin (2017b).
- 33.
- 34.
Vgl. Wendt (2016).
- 35.
Vgl. Oehler et al. (2016c).
- 36.
Oehler (2016b, S. 7).
- 37.
Vgl. Hornuf und Schmitt (2016).
- 38.
Vgl. Oehler et al. (2016a).
- 39.
Vgl. Oehler (2016e).
- 40.
Vgl. Groves (2016).
- 41.
- 42.
Vgl. Wendt (2016).
Literatur
Alpar, P., Alt, R., Bensberg, F., Grob, H., Weimann, P., & Winter, R. (2014). Anwendungsorientierte Wirtschaftsinformatik, Wiesbaden: Springer.
Alt, R., & Puschmann, T. (2016). Digitalisierung der Finanzindustrie, Berlin: Springer.
BaFin. (2013). Merkblatt Anlagevermittlung. https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Merkblatt/mb_091204_tatbestand_anlagevermittlung.html.
BaFin. (2014). Merkblatt Finanzportfolioverwaltung. https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Merkblatt/mb_091208_tatbestand_finanzportfolioverwaltung.html.
BaFin. (2017a). Crowdinvesting. https://www.bafin.de/DE/Aufsicht/Fin%20Tech/Crowd%20funding/Crowdinvesting/crowdinvesting_node.html.
BaFin. (2017b). Plattform zur Signalgebung und automatisierten Auftragsausführung – Signal Following oder Social Trading. https://www.bafin.de/DE/Aufsicht/FinTech/Sig%20nalgebung/signalgebung_node.html.
BaFin. (2017c). Robo-Advice und Auto-Trading – Plattformen zur automatisierten Anlageberatung und automatischem Trading. https://www.bafin.de/DE/Aufsicht/Fin%20Tech/Anlageberatung/anlageberatung_node.html.
Becher, L. (2011). Die informatisierte Gesellschaft. Marburg: Tectum.
Bitz, M. (2008). Finanzdienstleistungen. München: Oldenbourg.
Groves, F. (2016). Robo-Advisors 3.0. http://www.myprivatebanking.com/Re%20port/report-creating-robo-advisors-that-win-and-keep-customers-in-banking-wealth-and-f%20und-management.
Hornuf, L., & Schmitt, M. (2016). Success and failure in equity crowdfunding. CESifo DICE Report, 2(2016), 16–22.
Müller-Schmale, V. (2014). Crowdfunding: Aufsichtsrechtliche Pflichten und Verantwortung des Anlegers. https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2014/fa_bj_1406_crowdfunding.html.
Nora, S., & Minc, A. (1979). Die Informatisierung der Gesellschaft. Frankfurt a. M.: Campus.
Oehler, A. (2006). Zur Makrostruktur von Finanzmärkten – Börsen als Finanzintermediäre im Wettbewerb. In W. Kürsten & B. Nietert (Hrsg.), Kapitalmarkt, Unternehmensfinanzierung und rationale Entscheidungen (S. 75–91). Berlin: Springer.
Oehler, A. (2010). Behavioral Economics meets Personal Finance: Ein „alter Hut“ in der forschungsgeleiteten Verbraucherpolitik?, Vortrag, Workshop des DIW Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung und der FES Friedrich Ebert Stiftung „Wissenschaft und Politik im Gespräch – Perspektiven forschungsgeleiteter Verbraucherpolitik“, Berlin.
Oehler, A. (2011). Behavioral Economics und Verbraucherpolitik: Grundsätzliche Überlegungen und Praxisbeispiele aus dem Bereich Verbraucherfinanzen. BankArchiv, 59, 707–727.
Oehler, A. (2012). Klar, einfach, verständlich und vergleichbar: Chancen für eine standardisierte Produktinformation für alle Finanzdienstleistungen. Eine empirische Analyse. ZBB Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft 24, 119–133.
Oehler, A. (2016a). Digitale Welt und Finanzen. Formen des Crowdfunding: Handlungsbedarf für die Verbraucherpolitik?; Veröffentlichungen des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen. Berlin: Sachverständigenrat für Verbraucherfragen.
Oehler, A. (2016b). Digitale Welt und Finanzen. Zahlungsdienste und Finanzberatung unter einer Digitalen Agenda; Veröffentlichungen des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen, Berlin: Sachverständigenrat für Verbraucherfragen.
Oehler, A. (2016c). Chancen der selbstbestimmten Datennutzung?! Wirtschaftsdienst, 2016(November ), 830–832.
Oehler, A. (2016d). Digitale Finanzberatung braucht standardisierte Produktinformationen. Der Neue Finanzberater, 2016(1), 15.
Oehler, A. (2016e). Digitale Welt und Finanzen. Ergebnisse und Handlungsempfehlungen; Veröffentlichungen des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen. Berlin: Sachverständigenrat für Verbraucherfragen.
Oehler, A., & Wendt, S. (2017). Good consumer information: The information paradigm at its (dead) end? Journal of Consumer Policy, 40(2), 179–191.
Oehler, A., Horn, M., & Wendt, S. (2016a). Benefits from social trading? Empirical evidence for certificates on wikifolios. International Review of Financial Analysis, 46, 202–210.
Oehler, A., Horn, M., & Wendt, S. (2016b). Nicht-professionelle Investoren in der digitalen Welt. Wirtschaftsdienst, September (2016), 640–644.
Oehler, A., Horn, M., & Wendt, S. (2016c). Was taugt die Finanzberatung durch Robo-Advisors wirklich? Der Neue Finanzberater, 2016(2), 28–29.
Oehler, A., Horn, M., & Wendt, S. (2016d). Digitale Zahlungsdienste: Chinese Walls 2.0 oder Trennung? DIVSI Magazin, Oktober(2016), 23–25.
Oehler, A., Horn, M., & Wendt, S. (2017). Nicht-professionelle Investoren entdecken die digitale Welt. bankmagazin, 1(2017), 26–29.
Wendt, S. (2016). Geld anlegen mit und im Schwarm – Chancen und Risiken für Verbraucherinnen und Verbraucher; Studien und Gutachten im Auftrag des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen. Berlin: Sachverständigenrat für Verbraucherfragen.
Wessling, E. (1991). Individuum und Information. Tübingen: Isd.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2018 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Oehler, A., Horn, M., Wendt, S. (2018). Neue Geschäftsmodelle durch Digitalisierung? Eine Analyse aktueller Entwicklungen bei Finanzdienstleistungen. In: Keuper, F., Schomann, M., Sikora, L., Wassef, R. (eds) Disruption und Transformation Management. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19131-3_14
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-19131-3_14
Published:
Publisher Name: Springer Gabler, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-19130-6
Online ISBN: 978-3-658-19131-3
eBook Packages: Business and Economics (German Language)