Zusammenfassung
Die Nullerjahre des 21. Jahrhunderts haben uns in Sachen politischer Theorie eine wesentliche Einsicht beschert: die Krisen, die das Jahrzehnt geprägt haben, können mit den Bordmitteln der etablierten politischen Philosophie nicht mehr angemessen bewältigt werden. Beginnt man bei einer transrheinischen Sicht, dann war die Verbrüderung der Frankfurter Schule in der Person von Jürgen Habermas mit dem Oberhaupt der Dekonstruktionsbewegung, Jacques Derrida, anlässlich des 11. Septembers das erste Symptom einer theoretischen Überforderung. Die eigenen Schulkämpfe endlich hinter sich lassend, beschworen beide Denker nun solidarisch ein rechtsrheinisch urliberales und linksrheinisch überliberales Ideal, dem die terroristische neue Wirklichkeit normativ nicht mehr entsprechen wollte (vgl. Derrida/Habermas 2004). Der Terrorismus trat jedoch als ein Phänomen auf, das sich angesichts seiner schieren, menschenverachtenden Ausmaße, nicht mehr treffend in den üblichen Normübertretungs-Kategorien fassen ließ. Ähnlich erging es der grünen Bewegung, wie auch immer sie beiderseits des Rheins präsent und gestimmt war, mit der neuen Entwicklung der vorhergesehenen Klimakatastrophe.
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Literatur
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Gessmann, M. (2014). Die politische Philosophie Frankreichs in der Krise. In: Frankreich Jahrbuch 2013. Frankreich Jahrbuch. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-05566-0_3
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