Zusammenfassung
Interpretationsgruppen sollen gemeinsam den Sinn bzw. die Bedeutung von sinnhaften Daten (re)konstruieren, und zugleich auf diesem Wege einerseits Konzepte und Theorien zum jeweiligen Gegenstand bzw. zur Forschungsfrage erarbeiten und zum anderen die Konzepte und Theorien auch auf ihre Gültigkeit hin überprüfen.
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Notes
- 1.
So gibt es z. B. bei vielen Gruppen die Regel, dass die Untersuchten nicht an den Interpretationssitzungen teilnehmen sollen, da diese durch die Deutungen der Gruppe schnell in Legitimationszwänge gebracht werden. Falls sie das tun, ändert sich der Charakter der Interpretation grundsätzlich, da in einem solchen Falle nicht mehr über die Lesarten von Daten diskutiert wird, sondern über die Angemessenheit von kommunikativen Akten und damit über die Identität des jeweiligen Akteurs. In manchen Gruppen trifft diese Enthaltsamkeitsregel auch die Mitglieder des Forschungsteams, welche die Interviews geführt haben, die gerade interpretiert werden, da auch hier die Interviewer sehr schnell unter Legitimationszwang geraten.
- 2.
Interpretationsgruppen haben Unter- und Obergrenzen. Zu zweit ist man noch keine Gruppe und auch zu dritt entfaltet sich noch wenig Dynamik. Interpretationen mit zwanzig oder mehr Personen sind sehr schwierig und nur dann halbwegs fruchtbar, wenn alle sich auf das Ziel des Interpretierens verpflichtet haben. Wer allerdings in normalen Universitätsseminaren mit 40 oder 60 Teilnehmern Gruppeninterpretationen ernsthaft durchführen will, wird schnell scheitern.
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Reichertz, J. (2013). Über den Alltag der gemeinsamen Auslegung. In: Gemeinsam interpretieren. Qualitative Sozialforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02534-2_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-02534-2_3
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