Skip to main content

In welchem ich darüber schreibe, woraus sich mein innerer Konflikt zwischen Religion und Vernunft speist, warum ich schon immer Wissenschaftler werden wollte, weshalb ich eine Anstecknadel von Professor Bienlein trage und wie ich in späten Jahren noch zu einem zweiten Mentor kam

  • Chapter
  • First Online:
Bewusstsein
  • 5098 Accesses

Zusammenfassung

Meine Kindheit war glücklich, besessen von Wissen, Struktur und Ordnung. Meine beiden Brüder und ich wurden von unseren Eltern in bester liberal-katholischer Tradition erzogen, wobei die Naturwissenschaften – auch die Evolution durch natürliche Selektion – im Großen und Ganzen als Erklärung für die materielle Welt akzeptiert wurden. Ich war Ministrant, sprach lateinische Gebete und lauschte den gregorianischen Gesängen, Messen, Passionen und Requiems von Lasso, Bach, Vivaldi, Haydn, Mozart, Brahms und Bruckner. In den Sommerferien besichtigte unsere Familie unzählige Museen, Burgen sowie Barock- und Rokokokirchen. Meine Eltern und mein älterer Bruder betrachteten ehrfürchtig Deckenmalereien, Buntglasfenster, Statuen und Fresken, die religiöse Szenen darstellten, während meine Mutter alle Einzelheiten über das jeweilige Objekt zu unserer Erbauung laut vorlas. Ich fand diese kunsthistorische Zwangsernährung zwar grässlich langweilig und kann bis heute nur mit einem gewissen Schaudern den dreibändigen Kunstführer meiner Mutter im Bücherregal betrachten, aber ich entwickelte eine Liebe für den magischen Singsang jahrhundertealter lateinischer Gebete und der sakral-schlichten Musik jener Komponisten.

Bedenkt doch euren Ursprung, denkt, ihr seid

Nicht wie das Vieh! und nie dürft ihr erkalten

Bei dem Erwerb von Kenntnis, Tüchtigkeit.

Als diese kleine Rede ich gehalten,

Da setzt ich die Genossen so in Brand,

Daß ich sie kaum dann mehr zurückgehalten!

Zum Osten hin ward unser Heck gewandt;

Die Ruder: Schwingen zu dem tollen Fliegen!

So hielten wir uns immer linker Hand.

– Dante Alighieri Die göttliche Komödie, Hölle (1531)

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 29.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Hardcover Book
USD 39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Durable hardcover edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Christof Koch .

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2013 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Koch, C. (2013). In welchem ich darüber schreibe, woraus sich mein innerer Konflikt zwischen Religion und Vernunft speist, warum ich schon immer Wissenschaftler werden wollte, weshalb ich eine Anstecknadel von Professor Bienlein trage und wie ich in späten Jahren noch zu einem zweiten Mentor kam. In: Bewusstsein. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-34771-9_2

Download citation

Publish with us

Policies and ethics