Zusammenfassung
Nicht erst seit der Fall Terri Schiavo mit maximaler medialer Aufmerksamkeit begleitet worden ist (Ankermann 1999; Annas 2005), wird das Thema der künstlichen Ernährung auch in der breiten öffentlichkeit – oft emotional und kontrovers – diskutiert (Gjerdingen 1999). Auch in der ärzteschaft und in den Pflege- und Heilberufen stößt man in der Regel auf dezidierte, durch Werthaltungen geprägte Positionen in Bezug auf das Für und Wider von Maßnahmen künstlicher Ernährung, die die Auseinandersetzung mit dem Thema auf der Ebene der Alltagsmoral widerspiegeln. Daran hat auch die durch die jüngste Rechtsprechung geschaffene Rechtssicherheit wenig geändert. Sowohl das 3. änderungsgesetz zum Betreuungsrecht von 2009 (Borasio et al. 2009), das den – auch durch einen Bevollmächtigten oder Vertreter erklärten – Willen des Patienten als Dreh- und Angelpunkt der Therapiezielfindung definiert, als auch das im Zusammenhang mit der Beendigung der künstlichen Ernährung durch Durchtrennung des Schlauches der Ernährungssonde bei einer hochgradig pflegebedürftigen, dementen Patientin durch deren Tochter am 25. Juni 2010 gesprochene BGH-Urteil (2 StR 454/09, Karlsruhe), legen die Abwägung zwischen Lebensverlängerung und Leidensverlängerung allein in die Hände der Betroffenen oder ihrer Bevollmächtigten bzw. Vertreter.
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Literatur
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Paul, N. (2013). Ethische Dimensionen der künstlichen Ernährung bei Intensivpatienten. In: Rümelin, A., Mayer, K. (eds) Ernährung des Intensivpatienten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-29773-1_14
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