Zusammenfassung
Einige der haufigsten und medizinokonomisch teuersten Krankheiten des Menschen betreffen das Gehirn und das Nervensystem (Stichworte sind Schlaganfall, Demenzen und Parkinson, Epilepsien und Kopfschmerzen). Damit gehoren sie, wenn sie organisch bedingt sind, in das Gebiet der Neurologie. Aufgrund der bekannten Veranderung der Altersstruktur der Bevolkerung und der wachsenden Lebenserwartung gilt die Neurologie bei Gesundheitspolitikern und den Kostentragern als einer der wenigen Bereiche der Medizin, in der trotz Bevolkerungsruckgang mit einer Ausweitung der stationaren und ambulanten Versorgungskapazitaten zu rechnen ist. Das Spektrum neurologischer Krankheiten ist breit und ihre Ursachen sind vielfaltig. Dies ist nicht uberraschend, wenn man bedenkt, dass wir es alleine im Gehirn mit einem System von vielen Milliarden neuronalen Zellen – viel entscheidender aber noch vieler Billionen synaptischer Verbindungen, die die Zellen uber dendritische und axonale Verbindungen verknupfen – zu tun haben. Glauben Sie nicht die plakativen pseudo-prazisen Aussagen, die uber 50–150 Milliarden Neuronen, zigmillionen Kilometern von Faserverbindungen, fu.ballfeldgro.en Endotheloberflachen und 1012-16 Synapsen rasonieren. Niemand hat das je gezahlt (wenn jemand dies versuchen wollte, sa.e er in einigen Jahrhunderten noch daran). Alle Angaben sind Approximationen und Hochrechnungen, die suggerieren sollen, wie viel man vom Gehirn schon versteht. Das Gegenteil ist der Fall. Das System Gehirn und Ruckenmark ist so komplex, dass schon die bescheidenen Fortschritte der Wissenschaft beachtlich erscheinen. Man schatzt, dass zwischen 30 und 50% des kodierenden menschlichen Genoms sich auf das Nervensystem bezieht. Das ganze Gehirn ist durch den knochernen Schadel, die Hirnhaute und schutzende Wasserkompartimente vor traumatischen und dazu noch durch die Bluthirnschranke funktionell vor vielen systemischen Einflussen besonders geschutzt. Selbst fur das menschliche Immunsystem – dem einzigen System, das in seiner Komplexitat an das Nervensystem heranreicht – ist die Bluthirnschranke ein beachtliches Hindernis, dafur ubernimmt aber das Gehirn selbst mit residenten Immunzellen spezielle und ungewohnliche Aufgaben. Dabei ist das Gehirn das am besten durchblutete Organ, mit einem auf Redundanz und Ausweichmoglichkeiten programmierten Gefa.system und einer primaren Luxusperfusion, die in korperlicher Ruhe bis zu einem Drittel des Herzminutenvolumens erhalt.
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© 2010 Springer Medizin Verlag Heidelberg
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Hacke, W. (2010). Genetische und molekulare Grundlagen der Entstehung neurologischer Krankheiten. In: Neurologie. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-12382-5_4
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