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Die soziale Rolle

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Rolle, Status, Erwartungen und soziale Gruppe

Zusammenfassung

Eine Rolle ist ein Pergament auf dem etwas niedergeschrieben wurde. Dieses Pergament dient der Mitteilung von Informationen. Es kann gelesen, transportiert, gestohlen, vernichtet und versteckt werden. Das Pergament ist ein Informationsträger, das die Verbreitung von Informationen multipliziert. Dieses Mitteilungsmedium hat Adressaten und Leser, die auch als Sprecher gegenüber anderen auftreten können. Das gerollte Pergament wird aufgerollt, gelesen, vorgelesen oder weitergereicht. Wir sprechen aber auch in der Vorführung von Schauspielen und Opern von den Rollen der Darsteller. Sie spielen eine andere Person, ohne diese andere Person zu sein. Sie spielen ihre Rolle aber nicht nur für sich allein, sondern vor einem Publikum. Dieses Rollenspiel kann gekonnt, misslungen und unprofessionell sein. Die beiden Beispiele geben uns einen Hinweis auf die Eigenschaften der sozialen Rollen. Das soziale Universum ist durch Rollen und ein Rollenset bestimmt, die gespielt werden, deren Ausübung wir wahrnehmen und bewerten, mit dem wir auch in Konflikt geraten und die uns persönlich unter Stress versetzen können. Insofern werden wir, wie es Goffman ausdrückt, von Rollen erfasst. Diese Rollen sind nicht angeboren, sondern wir werden in sie sozialisiert. Jedes Rollenset und das Rollenspiel haben aber ihrerseits nicht-soziale Voraussetzungen. Das ist trivial und wird von keinem Soziologen bestritten. Von Soziologen wird das Rollenset derart gefasst, dass es ein Bündel von Rollenbeziehungen ist, die von den Mitgliedern der sozialen Systeme durch ihren sozialen Status auszufüllen sind. Das betrifft die Anordnung der Beziehung zwischen Rolle und Status.

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Notes

  1. 1.

    Der Vergleich geht auf Habermas zurück, vgl. I 3.1., Fußnote, in diesem Buch.

  2. 2.

    E. Goffman, Rahmen-Analyse. Ein Versuch über die Organisation von Alltagserfahrungen (1974), Frankfurt a. M. 1977, 147–8.

  3. 3.

    Zum Theaterrahmen und dem Bühnenmodell Goffman, Rahmen-Analyse, 143–73, Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag (1959), München 1969.

  4. 4.

    Zum analytischen Rollenbegriff H. Popitz, Soziale Normen, Frankfurt a. M. 2006, 117–157, zu seinem Rollenbegriff 134–44. Zu Popitz soziologischem Ansatz und seinen Forschungen F. Pohlmann, „Heinrich Popitz – sein Denken und sein Werk“, in Popitz, Soziale Normen, 7–57. Zur Rollentheorie ist immer noch empfehlenswert Dahrendorf, Homo sociologicus. Ein Versuch zur Geschichte, Bedeutung und Kritik der Kategorie der sozialen Rolle (1958), Opladen 197314.

  5. 5.

    Popitz, Soziale Normen, 152.

  6. 6.

    Zu der Relevanz dieser Unterscheidung für den Rollenbegriff im Unterschied zu der soziologischen Tradition bei G. Simmel, R. Linton, T. Parsons, R. M. Merton, R. Dahrendorf, F. Tenbruck und der Systemtheorie von Luhmann vgl. M. Lehmann, Inklusion. Beobachtung einer sozialen Form am Beispiel von Religion und Kirche, Frankfurt a. M. 2001, 134–147.

  7. 7.

    Dazu Goffman, Interaktion: Spaß am Spiel/Rollendistanz (Encounters, 1961), München 1971, 103–5.

  8. 8.

    R. Linton, The Study of Men, New York 1936.

  9. 9.

    Merton, „Weiterentwicklungen der Theorie von Bezugsgruppen und Sozialstrukur“, 349–351, in: Soziologische Theorie und Sozialstruktur.

  10. 10.

    G. Simmel, Soziologie, Berlin 19584, 24.

  11. 11.

    Simmel, Soziologie, 26.

  12. 12.

    Die Unterscheidungen gehen auf Habermas, zurück, vgl. I 3.1., Fußnote, in diesem Buch.

  13. 13.

    G. H. Mead, Mind, Self, and Society from the Standpoint of a Social Behaviorist. Edited and with an Introduction by C. W. Morris, Chicago 19341.

  14. 14.

    Vgl. dazu II 2.3., in diesem Buch.

  15. 15.

    Zur Rollendistanz vgl. auch Goffman, Interaktion: Spaß am Spiel Rollendistanz (Encounters, 1961), München 1973, 118–30.

  16. 16.

    Goffman, Interaktion, 130.

  17. 17.

    Vgl. dazu II 1.3., in diesem Buch.

  18. 18.

    Goffman, Interaktionsrituale. Verhalten in direkter Kommunikation (1967), Frankfurt a. M. 1973, 10–13, vgl. dazu II 3.3., in diesem Buch.

  19. 19.

    T. Parsons, Societies. Evolutionary and Comparative Perspectives, New Jersey 1966, “In defining a society, we may use a criterion which goes back at least to Aristotle. A society is a type of social system, in any universe of social systems, which attains the highest level of self-sufficiency as a system in relation to its environment. This definition refers to an abstracted system, of which the other, similarly abstracted sub-systems of action are the primary environment. This view contrasts sharply with our common-sense notion of society as being composed of concrete human individuals” 6.

  20. 20.

    Tugendhat, Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung. Sprachanalytische Interpretationen, Frankfurt a. M. 1979, 265. Es sollte nicht strittig sein, dass zwischen Sprach- und Rollentheorie zu unterscheiden ist.

  21. 21.

    J. Dewey, Experience and Nature, Chicago 1925. Der Ansatz ist in der amerikanischen Soziologie und Sozialpsychologie seit dieser Zeit weit verbreitet und man ließ sich von ihm immer wieder inspirieren.

  22. 22.

    Vgl. M. Frank, Ansichten der Subjektivität, Berlin 2012, 317–18. Frank hebt hervor, dass die Fehler des frühen Husserl und Sartres, das Selbst- bzw. Ich-Wissen aus dem „conscience de soi“ zu erklären, aber auch Fichtes Ansatz das vorbegriffliche Bewusstsein aus dem Ich-Wissen aufzuklären, zu vermeiden sind 156. Das betrifft die nicht-begriffliche Selbstreferenz des Bewusstseins. Ohne das unmittelbare Bewusstsein können wir die Einheit des Bewusstseins nicht verstehen.

  23. 23.

    Vgl. dazu mit einer Kritik Lévinas, Habermas, Tugendhat vgl. Frank, „4. Subjektivität und Intersubjektivität“, 261–323, in: Ansichten der Subjektivität; zu dem Ansatz von Habermas Preyer, Soziologische Theorie der Gegenwartsgesellschaft II Lebenswelt, System, Gesellschaft, 104–117.

  24. 24.

    Dazu mit einer Antwort auf E. Tugendhat D. Henrich, „‚Identität‘ – Begriffe, Probleme, Grenzen“, in: Identität. Hrsg. von O. Marquard, K. Stierle (= Poetik und Hermeneutik VIII), München 1979.

  25. 25.

    Zu Sartres Sozialtheorie vgl. Frank, Ansichten er Subjektivität, 307–10, zum Begriff der imaginären Gesellschaft C. Castoriadis, Gesellschaft als imaginäre Institution. Entwurf einer politischen Philosophie, Frankfurt a. M.1990.

  26. 26.

    Luhmann, „Soziologie der Moral“, in: Die Moral der Gesellschaft. Hrsg. von D. Horster, Frankfurt a. M. 2008, 101.

  27. 27.

    Zur Situationsdefinition vgl. IV 2., in diesem Buch.

  28. 28.

    Strauss, Spiegel der Natur, 62–63, vgl. zur Definition der Situation IV 2., in diesem Buch.

  29. 29.

    Goffman, Rahmen-Analyse, zum Begriff der Modulation 52–53, 57–58, zur Transformation von Handlungen in etwas Spielerisches 53–56, zur Modulation der Täuschung 98–142.

  30. 30.

    Siehe dazu S. N. Eisenstadt, Essays on Comparative Institutions, New York 1965, 30–31.

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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

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Preyer, G. (2012). Die soziale Rolle. In: Rolle, Status, Erwartungen und soziale Gruppe. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94121-9_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-94121-9_5

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-17731-1

  • Online ISBN: 978-3-531-94121-9

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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