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Zusammenfassung

Die Narrationsanalyse ist ein Verfahren, um spontane Erzählungen („Narrationen“) von Personen über selbst erlebte Ereignisse oder Prozesse zu interpretieren. Solche narrativen Darstellungen folgen einer besonderen inneren Logik. Durch die Rekonstruktion dieser Logik erhalten die Forschenden einen Zugang zur sozialen Wirklichkeit, wie sie von Individuen selbst wahrgenommen wird.

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Notes

  1. 1.

    Im Folgenden wird begrifflich unterschieden zwischen dem Erhebungsverfahren (und der Interviewform) des narrativen Interviews (vgl. Abschn. 2.1) einerseits und dem darauf bezogenen Auswertungsverfahren der Narrationsanalyse andererseits. In der Literatur wird dagegen häufig auch das Auswertungsverfahren mit dem Begriff „Narratives Interview“ bezeichnet.

  2. 2.

    Der Begriff „Verlaufskurve“ ist ein Kunstbegriff von Schütze, der alltagssprachlich-intuitiv nur schwer zugänglich ist. Es handelt sich um den Versuch einer Übersetzung des von Anselm Strauss in ähnlicher Absicht wie bei Schütze eingeführten englischen Begriffs „trajectory“, der im ursprünglichen Wortsinne unter anderem die Flugbahn eines Geschosses oder die Gleitbahn eines Flugkörpers bezeichnet. Der semantische Kern des Begriffs ist, dass ein Objekt, einmal auf die Bahn geschickt, auf der Grundlage eines anfänglich erhaltenen Impulses eine bestimmte Bahn beschreibt. D. h. das Objekt wird als reaktiv gefasst, es reagiert auf einen äußeren Impuls.

  3. 3.

    Es handelt sich um den Anfang eines erzählgenerierenden Interviews zur Arbeits- und Alltagspraxis von TeleheimarbeiterInnen, d. h. von BüroarbeiterInnen, die zumindest einen Teil ihrer Arbeitszeit regelmäßig zu Hause statt im Betrieb tätig sind (vgl. Kleemann 2005). Nach einem nicht auf Tonband aufgezeichneten informellen Vorgespräch zu Datenschutz und Art der Verwendung der Daten begannen die Interviews jeweils mit einer absichtlich diffus formulierten Erzählaufforderung an die Befragten zu ihrer Biographie. Erst in dieser Phase wurde das Tonband eingeschaltet. Daher beginnt das Transkript mitten im Satz.

  4. 4.

    Im vorliegenden Beispielfall handelt es sich jeweils um kurze nicht narrative Elemente, die in die berufsbiographische Erzählung eingebettet sind, um das Erzählte zu plausibilisieren, und die den Blick auf die reine Erzählung auch nur wenig verstellen. Auf der Begleit-CD finden Sie mit der ausführlicheren berufsbiographischen Erzählung von Frau Roth einen weiteren Beispielfall mit längeren nicht narrativen Passagen. An diesem wird besser ersichtlich, warum die Ausblendung nicht narrativer Passagen ein hilfreicher Schritt für die weitere Analyse ist.

  5. 5.

    Der Vollständigkeit halber: Das „auch“ in ihrer Formulierung „Halbtagsjob hat dann nicht mehr gelangt, auch vom Geld her“ (Z. 56-57) verweist auf (mindestens) einen weiteren relevanten Faktor, der ein Rearrangement erforderlich macht. Sie muss nach Ablauf ihres „nur“ für zwei Jahre beantragten Erziehungsurlaubes (Z. 52-53 „jaa, … beantragt“; maximal waren nach dem bis 2001 gültigen Erziehungsurlaubsgesetz bis zu drei Jahre möglich, die aber unmittelbar nach Geburt des Kindes geltend gemacht werden mussten), während dessen sie ein gesetzliches Anrecht auf eine Teilzeittätigkeit hatte, entweder wieder auf ihre vorherige Vollzeitstelle zurückkehren oder aber ein neues dauerhaftes arbeitsvertragliches Arrangement mit ihrem Arbeitgeber aushandeln, das aber dessen Zustimmung bedarf. Es ist also wahrscheinlich, dass der Arbeitgeber nicht bereit ist, sie nur im Rahmen einer Halbtagsstelle weiter zu beschäftigen, sondern ihre Arbeitskraft umfassender nutzen möchte. Auch daraus erwächst aber noch kein „Problem“, auf das mit Teleheimarbeit reagiert werden muss.

  6. 6.

    Wenn die zweite Deutung zutrifft, wäre eine erste auf soziologischem Wissen basierende Verallgemeinerung anschließbar: Ihre Haltung steht für eine im einfachen und mittleren Angestelltenbereich typische Arbeitnehmerorientierung, sich in konformistischer Weise stark an Vorgaben und sozialen Konventionen zu orientieren und keine besonderen Forderungen zu stellen. Frau Herz stünde dann nicht mehr nur als Einzelfall, sondern als in dieser Hinsicht für eine bestimmte soziologische Kategorie typischer Fall.

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Kleemann, F., Krähnke, U., Matuschek, I. (2013). Narrationsanalyse. In: Interpretative Sozialforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93448-8_3

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