Zusammenfassung
Der Tourismus ist ein faszinierendes System. Es kann Erfahrungen vermitteln wie beispielsweise den Anblick von Renaissancegebäuden während einer Reise entlang der Weser oder den Verzehr spanischer Gerichte in einem Restaurant in Arenal/ Mallorca. Die Gastronomisierung gleichzusetzen mit der Sache selbst würde dem Touristen ebenso wenig die spanische Küche nahe bringen wie dem Reisenden die Renaissance, die sich nicht nur in Gebäuden repräsentiert. Dennoch ist der Tourismus eine Möglichkeit, ein Stück Realität zu erfahren. Dass der Mallorcatourist und der sich als Reisender verstehende Renaissancebetrachter in Analogie zu Descartes' „cogito ergo sum“ dennoch sagt, „Ich habe dies dort gesehen und gegessen, also ist dies auch wirklich so“, verdeutlicht zweierlei. Zum einen existiert außerhalb der inneren Welt des Menschen (was ihm bewusst ist/Bewusstsein) eine externe Welt, die unabdingbar an das Bewusstsein als Instanz ihrer Wahrnehmung und Beurteilung gebunden ist. Dies bedeutet, dass die externe Welt für ihn erst dann existiert, wenn sie ihm bewusst wird. Und zum anderen ist die touristisch, aber auch sonstwie erfahrene und erfahrbare externe Welt nicht deckungsgleich mit der „ganzen“ Realität. Ohne an dieser Stelle einen erkenntnis-und wissenschaftstheoretischen Diskurs über Modi der Wirklichkeitsabbildung führen zu können (vgl. aber hierzu etwa Lenk 1995 und Maturana/Varela 1987), so folgt aus diesen trivialen Beispielen Weitreichendes: Die Verbindung zur Außenwelt ist nicht eine direkte, sondern eine vermittelte. Auch der Tourismus leistet neben anderen Medien diese Vermittlung und Bewusstmachung, die dann durch die subjektive Erfahrung des Touristen gesichert werden. Das touristisch Erfahrene und Erlebte ist für ihn wirklich und real.
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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Wöhler, K. (2011). Virtualisierung von touristischen Räumen. In: Touristifizierung von Räumen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92761-9_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92761-9_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-17539-3
Online ISBN: 978-3-531-92761-9
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