Zusammenfassung
Die – wenn auch nur temporäre – Abschaffung der raumgegebenen Wirklichkeit und ihre Auflösung in die Realität des „glücklichen Raumes“ (Bachelard 1987, S. 25) in der Ferne bzw. andernorts ist, wenn nicht das, so doch aber zumindest ein zentrales Reisemotiv. Sich dort hinzubewegen, heißt fort zugehen von dem gegenwärtigen Jetzt, um ein zukünftiges, besseres Hier (da) zu leben. Sich fortzubewegen und andernorts das absolute Hier zu erleben, scheint der Erlösungsweg der Postmoderne zu sein. Schon längst ist dieses säkularisierte Heilsschema tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Nicht Jesus Christus erlöst uns; die Versöhnung Gottes mit der Welt geschieht durch einen permanenten Ortswechsel. In den von zu Hause abgewandten Orten werden Räume erfahren und konsumiert, die sagen, dass es Gott mit den Menschen doch gut meint bzw. gut meinen kann. Die Freizeit (und damit die Tourismuswelt) ist zugleich Erlösungstat, Verwirklichungsmodus der Menschheitsgeschichte und gesellschaftliche Vermittlungsinstanz. Sie bildet dafür materiell und symbolisch Räume aus. Diese Räume dienen nicht der Herstellung verloren gegangener heiler Welten, sondern sie sind auf eine Zukunftserschließung ausgelegt (vgl. Derrida 1992, S. 36 ff.). Die den gegenwärtigen Alltag ablösende Zeit des „glücklichen Raumes“ wird die Befreiung bzw. einen Neuanfang des Menschen ermöglichen. Der Wendepunkt zu diesem Neuanfang liegt für jeden einzelnen immer wieder in den „Leiträumen“ der Postmoderne – in den sich konvergierenden Konsum-, Freizeit-und Tourismuswelten (vgl. Corrigan 1997; Berger 1998).
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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Wöhler, K. (2011). Pflege der Negation. In: Touristifizierung von Räumen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92761-9_1
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