Zusammenfassung
Der Begriff Bildung kennzeichnet den Vorgang der Entfaltung der Individualität eines Menschen, seine geistige Entwicklung in Auseinandersetzung mit den Gegenständen der Umwelt. Die begriffli chen Grenzen zwischen Erziehung und Bildung sind fließend und auch institutionell (z.B. Schule-Eltern) nicht genau bestimmbar; sie sind beide Teil desselben pädagogischsozialisatorischen Prozes ses. Erziehung bezieht sich eher auf die Entwicklung weltanschaulicher, ethischer und ästhetischer Einstellungen und Verhaltensdispositionen, während Bildung stärker auf den Erwerb von in Lern programmen definierten Kompetenzen abhebt. Die Bildungsforschung untersucht die Voraussetzungen und Möglichkeiten von Erziehungs- und Bildungsprozessen im institutionellen wie im gesellschaftlichen Kontext (vgl. BMBF 1991, S. 2; 1995). Sie definiert sich vom Gegenstand und nicht von einer Fachwissenschaft her, sie ist in ihrem Selbstverständnis multidiszipli när. Poli tikwissenschaftliche Bildungsforschung befasst sich mit der Schnittstelle von Erziehung bzw. Bildung und politischem System. Die Dimension des Politischen unterschei det die politikwissenschaftliche von anderen disziplinären Orientierungen der Bil dungsfor schung. Die politi sche Dimension lässt sich über den Politikbegriff genauer erfassen. Zwar besteht in der politischen Theorie keine Einigkeit über das Wesen des Poli tischen; ob Macht, Konflikt, Herrschaft, Interesse, Ordnung, Gemeinwohl oder Friede die eigentliche Substanz von Politik ausmachen, ist umstritten (vgl. von Alemann 1999, S. 79). Übereinstimmung besteht allerdings darüber, den Politikbegriff über die drei Dimensionen Form (polity), Inhalt (policy) und Prozess (politics) näher zu strukturieren.
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Reuter, L.R., Sieh, I. (2010). Politik- und rechtswissenschaftliche Bildungsforschung. In: Tippelt, R., Schmidt, B. (eds) Handbuch Bildungsforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92015-3_9
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