Zusammenfassung
Die medialen Präferenzen und Rezeptionsweisen älterer Menschen werden im vorliegenden Artikel eingebettet in deren Familienkontexte und damit also in die Generationsbeziehungen (s. dazu auch den Beitrag von Schäffer in diesem Band) und damit in den Grundsachverhalt einer verlängerten Lebenszeit (Vaupel 2007). Das Thema der gegenseitigen Beziehungen zwischen jungen und älteren Menschen bewegt immer wieder die Gemüter, besitzt die Attraktivität eines Megathemas in den Print- und elektronischen Medien und beschäftigt auch die Sozial- Verhaltens- und Politikwissenschaften auf vielfältige Art und Weise (Informationszentrum Sozialwissenschaften 2005; Jureit/Wildt 2005; Kohli et al. 2006; Lettke/Lange 2007; Liebau 1996; Lüscher/Liegle 2003; Streeck 2006; Szydlik 2000; Weigel 2006). In einem ersten Abschnitt (Kapitel 2) wird zu zeigen sein, welcher rhetorischer Mittel sich die Auguren einer Verschlechterung der Generationenbeziehungen seit mittlerweile schon über zehn bis 15 Jahren bedienen. Argumentiert wird, dass sie damit eine viel größere Problematik verschleiern, die quer zu den Beziehungen zwischen Alt und Jung liegt – diejenige nämlich zwischen Arm und Reich in der Gesellschaft (Klundt 2007). In Kapitel 3 des Beitrags wird demgegenüber der aktuelle Forschungsstand zu den Beziehungen und Interaktionen in Familiengenerationen, also zu den familialen Generationenbeziehungen, referiert, die auch zusehends tangiert werden von weit reichenden „Entgrenzungen“ des Sozialen, bevor dann in Kapitel 4 versucht wird, einen heuristischen Rahmen für das untererforschte Gebiet Mediennutzung in multilokalen Mehrgenerationenfamilien aufzuspannen. Dazu wird vor allem auch das Potenzial von Medienrezeption und -gestaltung für einen intergenerativen Austausch in den multilokalen Mehrgenerationenfamilien herausgearbeitet, der seinerseits bezogen wird auf Leitbilder eines langen Lebens (Backes/Amrhein 2008). Das Vorhaben, Medien in späten Phasen des Familienlebenszyklus als reziproken Austausch von drei Familiengenerationen, und hier mit Fokus auf die Zielgenerationen der Älteren, zu betrachten, muss sich auch in Auseinandersetzung mit kultur- und medienkritischen Positionen entfalten. Die Propagierung eines „produktiven“, gesellschaftlich nützlichen Alters verengt die Sichtweise auf solche medialen Praxen, die der Gesellschaft nützlich sind, und vernachlässigt die Perspektiven und Interessen der Beteiligten.
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Lange, A. (2009). Mediennutzung im Kontext multilokaler Mehrgenerationenfamilien. In: Schorb, B., Hartung, A., Reißmann, W. (eds) Medien und höheres Lebensalter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91900-3_5
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