Zusammenfassung
Die Bedeutung von Musik und auditiven Medien im höheren Lebensalter sollte – so möchte man meinen – eine intensive wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren haben. Musik ist eines der ältesten Kulturgüter, welches im Leben der Menschen seit jeher Träger wichtiger psychologischer, sozialer wie auch gesellschaftlicher Funktionen ist (Rösing 1997). Tatsache aber ist, dass über den Stellenwert und die Bedeutung von Musik im höheren Lebensalter noch vergleichsweise wenig bekannt ist. Erst in der jüngeren Vergangenheit ist ein verstärktes Interesse an dieser Thematik festzustellen und es ist wohl den öffentlichen Diskursen um den demografischen Wandel und seinen Folgen zuzuschreiben, dass das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung auch der Bedeutung von Musik im höheren Lebensalter zugenommen hat. Bislang aber stehen ältere Menschen kaum explizit im Zentrum der musikwissenschaftlichen, -pädagogischen und -psychologischen Forschung. Eine Ausnahme stellt hier die musiktherapeutische Forschung dar, die sich dem Thema qua definitionem jedoch eher praxisorientiert annimmt und sich meist auf bestimmte Zielgruppen (z.B. Demenzerkrankte) beschränkt. In erster Linie beschäftigen sich die einschlägigen Publikationen mit den musikalischen Fähigkeiten (d.h. dem Gehörsinn, dem Instrumentalspiel, dem Gesang etc.), ihrem Erhalt im Alter sowie der Implementierung musikpraktischer Tätigkeiten zur Erhaltung und Steigerung der Lebensqualität (z.B. Bruhn/ Schröter 2008; Gembris 2008a; Hesse/Bernatzky 2005). Vor allem als Hörer/innen und Nutzer/innen von Musikmedien geraten ältere Menschen nur selten in den Blick der empirischen Musik- und Medienforschung. Hierzu liegen aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive kontinuierliche Daten der quantitativen Akzeptanz- und Reichweitenforschung vor, die indes nur bedingt Rückschlüsse auf die differentiell zu betrachtende Bedeutung von Musik im höheren Lebensalter erlauben. Dieser Beitrag soll daher eine Auseinandersetzung mit einem Arbeits- und Forschungsfeld anregen, das es noch zu vermessen gilt.
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Reißmann, W. (2009). Musik und Hörmedien im höheren Lebensalter. In: Schorb, B., Hartung, A., Reißmann, W. (eds) Medien und höheres Lebensalter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91900-3_17
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