Auszug
„Unter Sozialstruktur verstehen wir die demografische Grundgliederung der Bevölkerung, die Verteilung zentraler Ressourcen wie Bildung, Einkommen und Beruf, die Gliederung nach Klassen und Schichten, Sozialmilieus und Lebensstilen, aber auch die soziale Prägung des Lebenslaufs in der Abfolge der Generationen.“ Wenn man dieser Definition von Wolfgang Zapf (1989, S. 101) folgt, existieren in der Tat enge Verbindungen zwischen Familie und Sozialstruktur. Dies gilt zunächst für die „demografische Grundgliederung der Bevölkerung“. Geburt, Heirat und Scheidung sind genuine Familienereignisse mit bedeutenden sozialstrukturellen Folgen. Wie viele Kinder zu welcher Zeit geboren werden, wirkt sich beispielsweise auf die Altersstruktur der Gesellschaft aus, mit all ihren Konsequenzen, z. B. für Bildungseinrichtungen, Arbeitslosigkeit und Rentenbeiträgen. Hochzeiten und Scheidungen gehen häufig mit sozio-öko nomischen Brüchen einher. Fertilitätsrückgang, zunehmende Scheidungen und nichteheliche Lebensgemeinschaften und ein höherer Anteil allein Erziehender sind Ausdruck einer Familiendynamik, die sich auch auf die Sozialstruktur niederschlägt. Umgekehrt wirkt sich die längere Lebenserwartung auf die Familie aus, wenn damit eine zunehmende gemeinsame Lebenszeit von Familiengenerationen verbunden ist.
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Szydlik, M. (2007). Familie und Sozialstruktur. In: Ecarius, J. (eds) Handbuch Familie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90675-1_5
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