Auszug
Verwandtschaft ist ein schillernder Begriff. Ethnologische, soziologische, kulturanthropologische, juristische sowie erziehungswissenschaftliche Begriffe assoziieren mit Verwandtschaft verschiedene Inhalte. Auch beschäftigt sich die Biologie ausführlich mit Verwandtschaft, jedoch aus genetisch-biologischer Sicht. Es bleibt meistens offen, welche Personen zu einer Verwandtschaft gehören. Sowohl kulturell und historisch als auch juristisch variieren die Definitionen von Verwandtschaft. Während die einen davon überzeugt sind, dass nur der innere Kern (Eltern und Kinder) den Terminus Verwandtschaft verdient, stellen andere Genogramme mit allen Verwandtschaftsweigen und Bedeutungsfunktionen der Einzelpersonen auf. Die Zugehörigkeit zur Verwandtschaft kann über die Bluts- oder Schwiegerverwandtschaft, die Generationszugehörigkeit oder das Geschlecht definiert werden, selbst adoptierte Kinder können zur Verwandtschaft zählen. Andere wiederum zählen nur jene zur Verwandtschaft, die durch die biologische Abstammung genetisch zur Familie gehören. Aber auch hier bleiben Fragen offen. Elternschaftsverhältnisse sind äußerst komplex, denn nicht nur Adoption, sondern auch durch eine Wiederverheiratung hervorgegangene „neue“ Kinder sind nicht eindeutig genetisch mit der Ursprungsfamilie verwandt. Verwandtschaftssysteme und zugeschriebene soziale Positionen entspringen sozialen Definitionen und der Gesetzgebung einer Gesellschaft (vgl. Müller 1988a).
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Ecarius, J. (2007). Verwandtschaft. In: Ecarius, J. (eds) Handbuch Familie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90675-1_12
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