Auszug
Die neuen Alten, deren zivilgesellschaftliche Potenziale in diesem Band zur Debatte stehen, dienen vielfach als Referenzfolie für eine Zukunftsannahme, nach der zukünftige Kohorten von Menschen im Ruhestand sich mindestens ebenso, wenn nicht gar mehr für das Gemeinwohl engagieren werden als die derzeitigen. Diese Annahme fußt wesentlich auf der heute hoch signifikant engen Korrelation zwischen Bildung und Engagement der Älteren. Jedoch kann dieser. Zusammenhang nur solange Bestand haben, wie sich andere Bedingungen nicht wesentlich ändern (Künemund 2000: 302). Die absehbar wieder zunehmende soziale Ungleichheit im Alter — v.a. durch die Polarisierung auf dem Arbeitsmarkt (Lohnspreizung), durch die schrittweise Heraufsetzung der Altersgrenze für den Zugang zur abschlagsfreien Altersrente bei gleichzeitigem Mangel an Arbeitsplätzen fü ältere Arbeitnehmer sowie die stärkere Eigenbeteiligung der. Versicherten an den Gesundheitskosten — wird die materiellen Handlungsspielräume großer Teile der älteren Bevõlkerung im Vergleich zu heutigen Ruhestandskohorten einschränken. Nun ließe sich argumentieren, dass diese materiellen Spielräume nicht allein darüber entscheiden, ob sich Menschen im Ruhestand eher privatistisch oder am allgemeinen Wohl orientieren. Aus diversen empirischen Untersuchungen wissen wir, welche Motive heute die Engagierten veranlassen, sich zu engagieren. Der Beitrag geht davon aus, dass solche Motive wie „etwas für sich und andere tun wollen“ zwar wichtige Zwischenschritte zu zivilgesellschaftlichem Handeln sind, ihrerseits jedoch bereits das Ergebnis eines biografischen Prozesses mit grundsätzlich offenem Ausgang.
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Aner, K. (2007). Prekariat und Ehrenamt. In: Aner, K., Karl, F., Rosenmayr, L. (eds) Die neuen Alten — Retter des Sozialen?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90472-6_10
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