Auszug
Die Lebensphase Alter — als „Ruhestand“ historisch entstanden mit der Entwicklung der Altersversorgungssysteme — stellt die Gesellschaft durch die Dynamik des demografischen Wandels vor mehrere Probleme. Anstieg der Lebenserwartung und der Trend zum frühen Ruhestand haben zu einer markanten Ausweitung der Altersphase im Lebenslauf geführt: Frauen haben im Alter von 60 Jahren noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von gut 22 Jahren, Männer gleichen Alters von knapp 18 Jahren (Kohli 1998: 3). Neben der ökonomischen Dimension der Finanzierbarkeit der sozialen Sicherungssysteme ist als Problembereich vor allem an die soziologisch relevante Dimension der gesellschaftlichen Partizipation im Alter zu denken. Welche Aufgaben und Rollen fallen den Älteren in diesen Jahren noch zu? Wie gestalten sie ihre Freizeit, wie wird sich dies voraussichtlich in den kommenden Jahrzehnten verändern? Und was bedeutet „Freizeit“ nach dem Fortfall der Arbeitszeit überhaupt? Dieser Beitrag versucht, solche Fragen aufzuwerfen.1 In einem ersten Schritt werden die Definition des Begriffs Freizeit und Versuche der empirischen Klassifikation problematisiert, anschließend die Möglichkeiten der Freizeit- und Lebensstilanalyse. Einige Überlegungen zu zukünftigen Entwicklungen schließen den Beitrag ab.
Teile dieser Arbeit basieren auf früheren Publikationen zu diesem Thema, insbesondere Künemund (2001, 2006). Ich danke Ludwig Amrhein für Kommentare und Hinweise.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Adorno, T. W. (1969): Stichworte. Kritische Modelle 2. Frankfurt a.M.
Attias-Donfut, C. (1988): Die neuen Freizeitgenerationen. In: L. Rosenmayr/ F. Kolland (Hg.): Arbeit — Freizeit — Lebenszeit. Neue Übergänge im Lebenszyklus. Opladen. S. 57–73.
Blücher, V. Graf (1966): Die Generation der Unbefangenen. Zur Soziologie der jungen Menschen heute. Düsseldorf.
Blücher, V. Graf (1969): Freizeit. In: W. Bernsdorf (Hg.): Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart. S. 307–309.
Brockmann, H. (1998): Die Lebensorganisation älterer Menschen. Eine Trendanalyse. Wiesbaden.
Dumazedier, J. (1962): Vers une civilisation du loisir. Paris.
Giegler, H. (1982): Dimensionen und Determinanten der Freizeit. Eine Bestandsaufnahme der sozialwissenschafllichen Freizeitforschung. Opladen.
Giegler, H. (1985): Zur sozialwissenschaftlich relevanten Semantik von Freizeitaktivitäten. Eine Literaturstudie. In: Angewandte Sozialforschung 13. S. 75–91.
GfK — Gesellschaft für Konsumforschung (1993): Die neuen Alten. Eine Untersuchung der GfK-Nürnberg e. V. Nürnberg.
Grazia, S. de (1972): Der Begriff der Muße. In: E. K. Scheuch/ R. Meyersohn (Hg.): Soziologie der Freizeit. Köln. S. 56–73.
Habermas, J. (1958): Soziologische Notizen zum Verhältnis von Arbeit und Freizeit. In: G. Funke (Hg.): Konkrete Vernunft. (Festschrift für Erich Rothacker). Bonn.
Hartmann, P. H. (1999): Lebensstilforschung. Darstellung, Kritik und Weiterentwicklung. Opladen.
Hochschild, A. R. (2002): Keine Zeit. Wenn die Firma zum Zuhause wird und zu Hause nur Arbeit wartet. Opladen.
Horkheimer, M./T. W. Adorno (1971): Dialektik der Aufklärung. Frankfurt a.M.
Infratest Sozialforschung/Sinus/H. Becker (1991): Die Älteren: Zur Lebenssituation der 55-bis 70jährigen. (Eine Studie der Institute Infratest Sozialforschung, Sinus und Horst Becker). Bonn.
Kohli, M. (1998): Alter und Altern der Gesellschaft. In: B. Schäfers/ W. Zapf (Hg.): Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands. Opladen. S. 1–11.
Künemund, H. (2001): Gesellschaftliche Partizipation und Engagement in der zweiten Lebenshälfte. Empirische Befunde zu Tätigkeitsformen im Alter und Prognosen ihrer zukünftigen Entwicklung. Berlin.
Künemund, H. (2006): Partizipation und Engagement älterer Menschen. In: Deutsches Zentrum für Altersfragen (Hg.): Gesellschaftliches und familiäres Engagement älterer Menschen als Potenzial. Expertisen zum 5. Altenbericht der Bundesregierung. Berlin. S. 283–431.
Lüdtke, H. (1975): Freizeit in der Industriegesellschaft. Emanzipation oder Anpassung? Opladen.
Mobily, K. E./J. H. Lemke (1991): The idea of leisure repertoire. In: Journal of Applied Gerontology 10. S. 208–233.
Opaschowski, H. W. (1988): Psychologie und Soziologie der Freizeit. Opladen.
Prahl, H. W. (2002): Soziologie der Freizeit. Paderborn.
Lamprecht, M./H. Stamm (1994): Die soziale Ordnung der Freizeit. Zürich.
Scheuch, E. K. (1969): Soziologie der Freizeit. In: R. König (Hg.): Handbuch der empirischen Sozialforschung. (Band 2). Stuttgart. S. 735–833.
Scheuch, E. K./R. Meyersohn (Hg.) (1972): Soziologie der Freizeit. Köln.
Schmitz-Scherzer, R. (Hg.) (1974): Freizeit. Frankfurt a.M.
Schulze, G. (1992): Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. Frankfurt a.M.
Sinus-Sociovision (2005): Sinus-Milieus: Lebenswelten 50+ in Deutschland. Heidelberg.
Tesch-Römer, C./H. Engstler/ S. Wurm (Hg.) (2006): Altwerden in Deutschland. Sozialer Wandel und individuelle Entwicklung in der zweiten Lebenshälfte. Wiesbaden.
Tews, H. P. (1993c): Die „neuen Alten“ — aus der Sicht der Soziologie. In: Forum Demographie und Politik 3. S. 9–30.
Tokarski, W. (1985): „Freigesetzte“ Arbeitnehmer im 6. Lebensjahrzehnt in der Freizeit: „Abgeschobene“ oder eine neue „Muße-Klasse“? In: M. Dieck/ G. Naegele/ R. Schmidt (Hg.): „Freigesetzte“ Arbeitnehmer im 6. Lebensjahrzehnt — eine neue Ruhestandsgeneration? Berlin. S. 365–373.
Tokarski, W./R. Schmitz-Scherzer (1985): Freizeit. Stuttgart.
Ueltzhöffer, J. (1992): Ältere im Spiegel der Gesellschaft. Wandel von Selbstbildern und Lebensstilen, neue Ansprachen in der Werbung. In: Forum Demographie und Politik 1. S. 49–60.
Wahl, A. (2003): Die Veränderung von Lebensstilen. Generationenfolge, Lebenslauf und sozialer Wandel. Frankfurt a.M.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Künemund, H. (2007). Freizeit und Lebensstile älterer Frauen und Männer — Überlegungen zur Gegenwart und Zukunft gesellschaftlicher Partizipation im Ruhestand. In: Pasero, U., Backes, G.M., Schroeter, K.R. (eds) Altern in Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90416-0_10
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90416-0_10
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15088-8
Online ISBN: 978-3-531-90416-0
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)