Auszug
Tätigkeiten und Engagement in der „Lebensphase Alter“ (vgl. als Übersicht: Backes & Clemens, 1998) sind seit langem ein wichtiges Thema im Bereich der sozialen Gerontologie wie auch der Soziologie des Alter(n)s in der Bundesrepublik. Zunächst wurde dabei — auch in Anlehnung an entsprechenden Debatten in den USA — der Übergang in den Ruhestand problematisiert, etwa wenn vom Ruhestand als „rollenlose Rolle“ (Burgess, 1960), vom „umfassenden Umweltentzug“ (Schelsky, 1965) oder gar vom „Pensionierungsschock“ (z.B. Lehr, 1988) die Rede war. Der Fortfall der Erwerbstätigkeit wurde als kritisches Lebensereignis interpretiert, den es zu bewältigen gilt. Die größeren empirischen Studien stellten zunächst primär den Aspekt der Aktivität selbst (vgl. für die Bundesrepublik z.B. Boetticher, 1975) sowie den Zusammenhang mit der Zufriedenheit im Ruhestand bzw. der Anpassung an die neuen Lebenssituation in den Mittelpunkt (vgl. die Übersicht bei Tews, 1977). Es dominierte die Annahme, dass der Ruhestand tendenziell zu Unzufriedenheit führe, die nur durch alternative Aktivitätsmöglichkeiten wettgemacht werden könne. Diesen „Aktivitätstheorien“ des Alters widersprach die „Disengagementtheorie“ (Cumming & Henry, 1961): Eine Ablösung der Älteren von den wesentlichen gesellschaftlichen Rollen sei sowohl für die Gesellschaft wie auch für sie selbst funktional und führe zu erhöhter Zufriedenheit.
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Künemund, H. (2006). Tätigkeiten und Engagement im Ruhestand. In: Tesch-Römer, C., Engstier, H., Wurm, S. (eds) Altwerden in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90138-1_6
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