Auszug
Die Schwierigkeit einer klaren und eindeutigen Bestimmung dessen, was Sozialpädagogik1 als wissenschaftliche Disziplin und berufliche Praxis kennzeichnet, verweist, so argumentiert Franz Hamburger (2003: llff.), nicht auf ein lösbares Problem. Sie kann vielmehr als Folge einer in der Sache selbst begründeten „begrifflichen Offenheit“ (ebd.: 11) verstanden werden, die Soziale Arbeit positiv kennzeichnet — die also gerade nicht auf ein Defizit verweist, sondern zu ihrer spezifischen Leistungsfähigkeit beiträgt. Derm die für die Soziale Arbeit relevanten Aspekte sozialer Probleme bzw. sozialer Konflikte sowie die darauf bezogenen Interpretationen und die Modi der sozialpolitischen, sozialpädagogischen und sozialarbeiterischen Konfliktbearbeitung sind historisch veränderlich und deshalb nicht definitorisch fixierbar. Sozialpädagogik ist demnach auf eine Dauerreflexion ihrer eigenen „Identitat“ verwiesen, auf eine immer wieder erneute Auseinandersetzung mit ihrem Standort im Verhältnis zu den je aktuellen gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen über den Umgang mit Armut, Arbeitslosigkeit, Ausgrenzung usw. Diese Dauerreflexion ist dann kein bloßer theoretischer Narzissmus, wenn sich die Anstrengung darauf richtet, Sozialpädagogik als Disziplin und Profession gesellschaftskritisch und selbstkritisch zu verorten und damit reflexive Distanz gegenüber gesellschaftlichen Erwartungen und Aufgabenzuweisungen zu ermöglichen.
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften|GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Scherr, A. (2006). Soziale Arbeit und die Ambivalenz sozialer Ordnungen. In: Badawia, T., Luckas, H., Müller, H. (eds) Das Soziale gestalten. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90026-1_8
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