Auszug
„Über die Unmöglichkeit, Politik durch Pädagogik zu ersetzen“ war ein Aufsatz überschrieben, in dem Franz Hamburger 1981 zusammen mit Lydia Seus und Otto Wolter die damalige Ausländerpädagogik kritisch aufs Korn nahm. In dieser Hinsicht argumentierten die Autoren wissenssoziologisch. — Das „Ausländerproblem“ fungiere als Legitimationsinstrument zur Begründung eines neuen Fachgebiets. Aber sie blieben dabei nicht stehen. Soweit Probleme zu registrieren seien — in Bezug darauf waren die Autoren sehr zurückhaltend -, seien sie gesellschaftlich strukturell bedingt — „der rechtlich legitimierte Ausschluss“, Diskriminierung oder Stigmatisierung, an der die Pädagogen selbst durch ihre Problemdefinition mitwirkten. Diese Problemdefinition bildete den Fokus ihrer Kritik. Ihr Anliegen war es daher auch, „die strukturelle Unterprivilegierung“ von Menschen mit dem Merkmal „Ausländer“ ins Bewusstsein zu rücken. Dies ist die Einsicht, an die hier angeknüpft werden soil. Bei der Frage nach den praktischen Konsequenzen setzten die Autoren selbst nach gut pädagogischer Art auf Beratung als „kritische Aufklärung“ und auf Bewusstseinsbildung, um einerseits bei den Betroffenen Prozesse der „Solidarisierung und Politisierung“ zu initiieren und andererseits „die Wissensbestände und Einstellungen der deutschen Bevolkerung“ zu verändern.
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften|GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Auernheimer, G. (2006). Nochmals über die Unmöglichkeit, Politik durch Pädagogik zu ersetzen. In: Badawia, T., Luckas, H., Müller, H. (eds) Das Soziale gestalten. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90026-1_15
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