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Das Imaginäre in der (Wissens-)Soziologie und seine kommunikative Konstruktion in der empirischen Praxis1

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Kommunikativer Konstruktivismus

Part of the book series: Wissen, Kommunikation und Gesellschaft ((WISSEN))

Zusammenfassung

Zu den erstaunlichsten Fähigkeiten des Menschen gehört es, sich auf Dinge beziehen zu können, die im Hier und Jetzt (oder überhaupt) nicht sinnlich erfahrbar sind, das bedeutet: die Ebene der sinnlichen Erfahrung mithilfe einer Fähigkeit zu überschreiten, die mal als Phantasie, mal als Einbildungskraft oder Imagination beschrieben worden ist. Doch was hat dieser Umstand in der Soziologie zu suchen ? Und warum soll sich soziologische Theorie mit dem Imaginären beschäftigen ? Auf den ersten Blick scheint es sich dabei doch um ein sehr spezielles Feld zu handeln, das nur für einige wenige Bereiche des menschlichen Lebens – wie die Kunst, die Literatur oder das Spiel – von Bedeutung ist. Bei genauerer Betrachtung wird jedoch rasch deutlich, dass wir tagtäglich und im Rahmen unterschiedlichster Lebenswelten mit dem Imaginären befasst und konfrontiert sind. Wir pflegen überall dort Umgang mit ihm und nutzen es als Potential, wo wir entwerfen, planen, tagträumen, erfinden, aber auch Symbole benutzen oder bemüht sind, dasjenige, was wir über ein Gegenüber nicht wissen, mit eigenen Vermutungen und Annahmen aufzufüllen.

1 Der Artikel ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte aus der Monographie Herbrik (2011).

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Notes

  1. 1.

    „Wissenschaftliches Verstehen und Erklären sind wahrscheinlich der Grundstruktur nach dem alltäglichen Verstehen und Erklären analog, darüber hinaus aber formalisiert und institutionalisiert.“ (Soeffner 1991: 265)

  2. 2.

    „Müssen bereits im Wahrnehmungs- und Vorstellungsakt das Sehen und das Bewußtsein durch ein Imaginäres gedoppelt werden, dann erweist sich die Doppelung des literarisch Fiktiven als das ausgezeichnete Medium des Imaginären, dessen Präsenz sich gerade darin anzeigt, etwas immer auch als etwas anderes sehen zu können als das, was es ist.“ (Iser 1983: 485)

  3. 3.

    Wir sprechen an dieser Stelle nicht von „Illusion“, um die mit diesem Begriff verbundenen Konnotationen der „Täuschung“ sowie der „Falschheit“ bzw. der „falschen Deutung“ zu vermeiden.

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Herbrik, R. (2013). Das Imaginäre in der (Wissens-)Soziologie und seine kommunikative Konstruktion in der empirischen Praxis1 . In: Keller, R., Reichertz, J., Knoblauch, H. (eds) Kommunikativer Konstruktivismus. Wissen, Kommunikation und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19797-5_13

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