Zusammenfassung
In regelmäßigen Abständen wird das Problem des “Krankfeierns” in die öffentliche Diskussion eingebracht (14). Zum Beispiel geschah dies im Frühjahr 1991, da der Krankenstand in den letzten 10 Jahren beständig angestiegen ist. So errechnete der Bundesverband der Betriebskrankenkassen für 1989 25 Arbeitsunfähigkeitstage je Pflichtmitglied gegenüber 24 im Jahre 1988 und 21 im Jahre 1983 (1), wobei sich diese Zahlen in der Regel auf eine Krankmeldung von länger als 3 Tage beziehen. In einer Studie der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (3), die jedoch nicht für alle Unternehmen in den alten Bundesländern repräsentativ ist, konnte festgestellt werden, daß im Durchschnitt 6,8% der Belegschaft, d.h. 1,6 Millionen Beschäftigte, zu jedem Zeitpunkt des Jahres krank sind. Dieser durchschnittliche Krankenstand unterteilt sich zu 79% in die Gruppe derer, deren Krankmeldung länger als drei Tage dauert, und zu 21% in die, deren krankheitsbedingtes Fernbleiben maximal 3 Tage umfaßt. Ausgehend von diesen Zahlen wurde von Seiten der Arbeitgeber von einem Mißbrauch beim Krankenstand und von “Drückebergern” gesprochen und die Forderung nach Maßnahmen zur Verhinderung des “Krankfeierns” laut, was jedoch nach genaueren Analysen zu relativieren wäre, da nach Daten der Betriebskrankenkassen Kurzzeit-Arbeitsunfähigkeiten nur knapp 3% des Gesamtvolumens aller Arbeitsunfähigkeitstage ausmachen (13).
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Literatur
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© 1993 Leske + Budrich, Opladen
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Bormann, C., Schroeder, E. (1993). Soziale Ungleichheiten im Krankenstand dargestellt am Beispiel des Indikators “Tage mit gesundheitlicher Beeinträchtigung”. In: Mielck, A. (eds) Krankheit und soziale Ungleichheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95904-1_9
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