Zusammenfassung
Überwiegend wird in der fachwissenschaftlichen Diskussion die kommunitaristische Sozialtheorie mit der Diagnose der Krise der Moralökologie und dem Plädoyer für eine Wiederbelebung des republikanischen Individualismus verbunden. Dies ist jedoch eine nur oberflächliche Beschreibung der kommunitaristischen Sozialtheorie. Sie erwächst einerseits aus der Fixierung der Interpretation auf die kommunitaristische Kritik am politischen Liberalismus, andererseits folgt sie aus einer nicht tief genug gehenden Rekonstruktion des Kommunitarismus.
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Literatur
Vgl. (1993, 1994, 1997).
Vgl. nur MacIntyre (1987 (1981)), Selznick (1992) und Taylor (1989).
Zu dessen Vertretern gehören Bellah et al. (1985, 1991), Etzioni (1983, 1990 (1988), 1993, 1995, 1997 (1996)), Wolfe (1989a, 1989b, 1993; 1996) und Wuthnow (1987, 1994, 1995, 1996, 1997). Die Bandbreite der mit diesen Autoren angesprochenen politischen Vorstellungen reicht von basisdemokratischen über sozialdemokratische bis hin zu linksliberalen Vorstellungen (vgl. Opielka 1995). Für deutschsprachige Überblicke vgl. Honneth (1993), Honneth (Hrsg.) (1993), Forst (1993, 1994), Junge (1995), Müller (1992), Reese-Schäfer (1993, 1994).
Vgl. vor allem Elshtain (1995), Sandel (1982) und Walzer (1992 (1983)).
Vgl. Etzioni (1990 (1988)).
Vgl. vor allem die Arbeiten von Cushman (1990) und Sampson (1985; 1989).
Etzioni (1997: 311 (1996)).
Etzioni (1997: 64 (1996)).
Vgl. Gutmann (1985).
Die mittlerweile klassische Definition beider Individualismusformen geben Bellah et al. Utilitaristischer Individualismus ist dabei eine “form of individualism that takes as given certain basic human appetites and fears ... and sees human life as an effort by individuals to maximize their self-interest relative to these given ends.” (Bellah et al. 1985: 336). Hingegen setzt der republikanische Individualismus voraus “that the citizens of a republic are motivated by civic virtue as well as selfinterests.” (Bellah et al. 1985: 335).
Vgl. die Überblicke bei Kymlicka (1989), Rosenblum (1987), Elshtain (1995) und zusammenfassend Cohen/Arato (1992: 8–10).
Vgl. Kymlicka (1989: 47).
Cohen/Arato (1992: 8) fassen beide Perspektiven unter dem Etikett epistemologisch und politisch zusammen.
Vgl. vor allem Rawls (1992).
Vgl. Rehberg (1993).
Vgl. Kymlicka (1989: 47), siehe auch Cushman (1990).
Elshtain (1995: 105).
Bellah et al. (1985: 111–112) und die kommunitaristische Plattform (1991/92) sowie besonders die populärwissenschaftlichen Schriften Etzionis (1983, 1993).
Vgl. (1991).
Vgl. (1993 (1990)).
Vgl. für mit den Analysen Fischers übereinstimmende Befunde zur Entwicklung in der BRD Herlyn (1988).
Vgl. Wuthnow (1994, 1996).
Vgl. (1999), ähnliche Befunde finden sich bei Galston/Levine (1998).
Vgl. Bellah et al. (1985, 1991).
Vgl. (1989a, 1989b).
Bellah et al. (1985: 275).
Durkheim (1985: 85 (1906)).
Durkheim (1984a: 98 Fn. (1895)).
Vgl. (1992).
Diese implizite Identifizierung ist einer der Gründe für die Konzentration der kommunita-ristischen Sozialtheorie auf die Etablierung “sozialer Banden” (vgl. Giddens (1978, 1979 (1976)) und Tyrell (1985)). Ist aber die Annahme einer Identität von moralischer und sozialer Integration ein geeigneter Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Sozialtheorie? Die kommunitaristische Sozialtheorie stellt nicht in Rechnung, daß sich möglicherweise im Zuge von Modernisierungsprozessen die unterstellte Identität von sozialer und moralischer Integration und damit die Identität von sozialen und moralischen Tatsachen aufgelöst hat. Wesentlich sind hier vor allem die Prozesse voranschreitender Differenzierung, Rationalisierung und Globalisierung. Wenn diese Vermutung aber plausibel ist, dann entziehen Modernisierungsprozesse der kommunitaristischen Sozial- und Moraltheorie schrittweise den argumentativen Boden, das Fundament ihrer Theoriekonstruktion.
Vgl. (1989a).
Allerdings ist gegenüber Luhmanns Rekonstruktion der exkludierenden Wirkungen des moralischen Codes einzuwenden, daß sie die Bedeutung von Restitution (vgl. Durkheim 1988 (1893)) unterschätzt, die eine endgültige Exklusion (mit Ausnahme der Todesstrafe) ausschließt und zudem durch Mechanismen des Vergebens und Vergessens abgemildert wird.
Vgl. Bellamy (1992: 250–251), Heins (1993) und Walzer (1996 (1994)).
Vgl. Taylor (1995 (1991)).
Taylor (1995: 17 (1991)).
Vgl. (1986 (1898)).
Vgl. Axford (1995), Brock (1997a, 1997b), Featherstone (1993) und Robertson (1992, 1997, 1998).
Vgl. statt vieler Keupp (1993, 1994, 1996).
Vgl. Wahl (1989).
Bellah et al. (1985: 333).
Vgl. Bellah et al. (1985: 161).
Vgl. Sandel (1982).
Vgl. Skocpol (1998).
Vgl. Habermas (1983) und Rawls (1979 (1971)).
Vgl. Luhmann (1969).
Diese Schnittstelle zwischen beiden Dreiecken führt gelegentlich dazu, daß ihre jeweilige Definition ineinander übergeht und den Unterschied der Erkenntnisinteressen beider Dreiecke verwischt, so etwa in der Definition von Skocpol/Fiorina (1999: 2): “Civil society, the network of ties and groups through which people connect to one another and get drawn into community and political affairs.”
Etzioni (1997: 28, 177 (1996)).
Etzioni (1997: 177 (1996)) und ähnlich Selznick (1992: 359).
Vgl. Giddens (1995 (1990)).
Dabei wird nicht nur der empirische Befund aus der Nachbarschaftsforschung übergangen, daß Nachbarschaft und Gemeinschaft konfliktreiche Formen sozialer Kontrolle darstellen, sondern in normativer Hinsicht auch, daß gerade dichte soziale Gemeinschaften auch totalitäre Züge entfalten können, und dann dem Ideal der kommunitaristischen Sozialtheorie zuwiderlaufen (vgl. Beim 1988). Diese Einwendungen weisen zudem darauf hin, daß es der kommunitaristischen Sozialtheorie an einer ausgearbeiteten Soziologie der Gemeinschaft fehlt (Kersting 1993: 15).
Vgl. de Certeau (1997) für eine der ersten kulturtheoretischen Formulierungen einer Kultur im Plural.
Wuthnow (1996: 59).
Vgl. (1992 (1983)).
Darüber hinaus ist anzumerken, daß gerade die Vielfalt möglicher Orientierungen und Loyalitäten im Schnittpunkt unterschiedlicher Differenzierungen zu einem Schutz individueller Autonomie, wenn nicht gar zur Quelle individueller Autonomie werden kann (vgl. Coser 1975, 1991).
Vgl. (1992).
Diese Fraglosigkeit bringt Giddens mit der Betonung der nicht-diskursiven Vermeidung der Pluralität von Deutungsangeboten zum Ausdruck (vgl. 1996: 190 (1994)).
Vgl. Dionne (1998: 6) und siehe auch Raulet (1993).
Vgl. Etzioni (1997 (1996)).
Vgl. Walzer (1992 (1983)).
Vgl. Fullinwider (1995).
Ein solcher Versuch stellt etwa Etzionis Einschränkung des Vorrangs partikularistischer Wertorientierungen durch einen rahmenden Universalismus dar (vgl. Etzioni 1997: 315 (1996)).
Beteiligungsberechtigt, weil Sklaven und Unfreie von jeder politischen Beteiligung ausgeschlossen waren.
Vgl. hierzu auch die Kritik von Cohen/Arato (1992: 201) an den dieses Modell verwendenden Überlegungen zur Differenz von privater und öffentlicher Sphäre bei Arendt.
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Junge, M. (2000). Die Krise der Moralökologie als Ambivalenzverlust und die Ambivalenzerzeugung durch die Revitalisierung zivilgesellschaftlicher Traditionen. In: Ambivalente Gesellschaftlichkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93213-6_7
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