Zusammenfassung
Der folgende zweite Teil der Untersuchung vergleicht soziologische Gegenwartstheorien und geht dabei von der Interpretationsannahme aus, daß sie in der theoretischen Anerkennung der Bedeutung von Ambivalenz für den Vergesellschaftungsprozeß konvergieren. Diese begrenzte Konvergenzthese fungiert als Grundlage für eine theoretische “Erzählung”,212 um eine Interpretation ausgewählter Theorien zu ermöglichen. Sie beansprucht nicht, einen einheitlichen Interpretationsrahmen für alle Theorien zur Verfügung zu stellen, vielmehr zielt sie auf eine plausible interpretative Rekonstruktion einer systematischen Entwicklungstendenz innerhalb der soziologischen Theorie. Sie sucht nicht, wie etwa die starke Konvergenzthese von Talcott Parsons, eine einzige umfassende einheitliche Theorie für die Soziologie zu begründen. Die Unterscheidung zwischen einer starken und einer begrenzten Konvergenzthese kennzeichnet den unterschiedlichen Umfang des Geltungsanspruchs der behaupteten Konvergenz: starke Konvergenzthesen folgen der Vermutung, daß sich tendenziell alle auffindbaren Theorien auf denselben Zielpunkt der Entwicklung zubewegen. Hingegen bieten begrenzte Konvergenzthesen für einige Theorien eine plausible interpretative Rekonstruktion offener oder verdeckter Gemeinsamkeiten an, ohne damit die Behauptung zu verbinden, diese Rekonstruktion würde für alle auffindbaren Theorien gelten.
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Literatur
Vgl. zum Konzept der Erzählung Rorty (1989: 21–30). Im Anschluß an die sprachtheoretische Kritik des Repräsentationsmodells der Erkenntnis wird mit dieser Konzeption die Möglichkeit der Philosophie auf die Entwicklung plausibler, jeweils unterschiedliche Weltsichten konstituierender Erzählungen beschränkt, weil ein letzter Ort “einer” Wahrheit nicht mehr angegeben werden kann (vgl. erläuternd Welsch 1996: 211–244). Diese Idee läßt sich auf die Situation der Soziologie angesichts eines “polyphonic discourse” (Calhoun 1992: 262) theoretischer Modelle übertragen.
Vgl. Bellah et al. (1985, 1991), Etzioni (1997 (1996)) und Wuthnow (1994, 1996: 59).
Vgl. Münch(1994).
Vgl. grundlegend für die Stellung im theoretischen Gesamtaufbau (1982) und die Betonung der Wertschöpfung (1998).
(1993a: 195).
Vgl. (1986: 217, 1993a: 75, 1995a: 189).
Vgl. Bauman (1995c (1991)).
Vgl. Bauman (1994 (1992), 1995a (1992), 1997a (1995)).
Gesellschaftlichkeit wird unter Rückgriff auf die Konzeption dieser Kategorie bei Bauman vorläufig so verstanden: “eine Kategorie, die versucht, die prozessuale Modalität der gesellschaftlichen Realität wiederzugeben, das dialektische Spiel von Zufall und Struktur (oder vom Standpunkt des Subjekts, von Freiheit und Abhängigkeit); und eine Kategorie, die sich weigert, den strukturierten Charakter des Prozesses für selbstverständlich zu halten — die statt dessen alle vorgefundenen Strukturen als Resultate eines Prozesses betrachtet.” (Bauman 1995a: 224 (1992))
Vgl. für einen Überblick Christoph (1979), Kaufmann (1984), Hondrich/Koch-Arzberger (1992), Baringhorst (1998: 27–65) und die Beiträge in Bayertz (Hrsg.) (1998).
Vgl. (1974 (1830–42)).
Vgl. (1988 (1893)).
Vgl. Durkheim (1988: 82 (1893)).
Man kann unter Rückgriff auf Giddens (vgl. 1978), Tyrell (vgl. 1985) und Göbel/Pankoke (1998: 486) auch stärker von einer Identifizierung sozialer und moralischer, d.h. hier solidarischer, Integration sprechen (vgl. Junge 1998a).
Vgl. Joas (1992: 90).
Vgl. Hondrich/Koch-Arzberger (1992: 13) und Göbel/Pankoke (1998: 485).
Vgl. (1988: 205 (1893)).
Vgl. pointiert die Kritik von Vobruba (1994: 37–38), früher bereits Nisbet (vgl. 1966) und heute dieselbe Kritik unter dem Schlagwort der Nostalgie (vgl. Robertson 1990; Davis 1979).
Bauman (1995c: 128 (1991)).
Bauman (1995c: 288 (1991)).
Bauman (1995c: 313 (1991)).
Max Weber hat im Dreieck der Konzepte von Ideen, Interessen und Institutionen (vgl. hierzu Lepsius 1990) ebenfalls wie Simmel eine Alternative zu diesem Deutungsmuster entwickelt, indem er auf die vielfältigen Orientierungsweisen hinwies, aus denen legitime Ordnungen und Vergesellschaftungszusammenhänge entstehen können.
So ist Durkheims “Arbeitsteilung” (vgl. 1988 (1893)) in großen Teilen eine theorievergleichende Arbeit im Hinblick auf das Konzept der Arbeitsteilung und insbesondere eine kritische Auseinandersetzung mit Spencers Theorie funktionaler Differenzierung und mit dem Konzept der ökonomischen Arbeitsteilung in der Tradition der schottischen Moralphilosophie. Auch Simmels frühe Schrift über Differenzierung (vgl. 1989c (1890)) ist in Teilen eine vergleichende Auseinandersetzung mit der Differenzierungstheorie Spencers. Die religionssoziologischen Arbeiten von Max Weber (vgl. 1988b (1920)) sind vergleichende Studien nicht nur im Hinblick auf den Vergleich unterschiedlicher religiöser Orientierungen, sondern sie diskutieren vergleichend vor allem theologische und religionssoziologische Ansätze zur Erfassung der Bedeutung der Merkmale der Weltreligionen.
Vgl. Comte (1974 (1830–42)); Durkheim (1984 (1895)).
Vgl. (1968 (1937)).
Vgl. (1981).
Vgl. (1982).
Vgl. (1982).
Vgl. (1991). Zur Aktualität dieses Verfahrens sei hingewiesen auf den Überblick im Sonderheft von Sociological Forum (1990 (1)).
Vgl. Ritzer (1990a: 11, 1991: 314).
Vgl. Friedhein (1979). Metatheorizing konstituiert kein Paradigma des Theorievergleichs, sondern stellt die Idee der systematischen Kontrastierung theoretischer Traditionen in den Mittelpunkt, ohne einen Kanon von Methoden und Techniken zu definieren.
Vgl. Hondrich/Matthes (Hrsg.) (1978).
Vgl. Münch (1982: 233–280).
Vgl. für eine über die additive Aufzählung von Merkmalen der Theorie hinausgehende Rekonstruktion der Theoriestruktur Junge (1998a).
Vgl. nur die ersten Besprechungen von Esser (1987), Joas (1988) und Mackensen (1988).
Die wenigen Ausnahmen liegen in Beiträgen von Bielefeld (1993), Bonß (1993, 1996a). Nunner-Winkler (1996), Joas (1996, 1998), einer Dissertation von Kron (Ms.) und in zwei größeren Besprechung von Matthes (1994) und Rommelspacher (1997) vor. Im englischsprachigen Raum hingegen ist die Rezeption reger (vgl. nur das Schwerpunktheft von Theory, Culture & Society 1998 (1)).
Verbunden ist damit zumeist die Hoffnung auf die Entwicklung von Standards kumulativer Theorieentwicklung, die allerdings seit Thomas Kuhns Arbeiten und den späteren epistemologischen Einwendungen aus dem Umkreis der Diskussion der Postmoderne kaum noch realisierbar erscheinen. Vgl. hierzu Hollinger (1994), Kellner (1988), Seidman (1991) sowie die Beiträge in Seidman/Wagner (Hrsg.) (1992).
Vgl. Ritzer (1991: 6).
Vgl. Ritzer (1990a: 5; 1991: 17–34).
Vgl. Ritzer (1990a: 5–6; 1991: 35–50).
Vgl. Ritzer (1990a: 6; 1991: 51–62).
Vgl. Collins (1989) und Turner (1990).
Vgl. Ritzer (1990a) und exemplarisch seine Überlegungen zur Mikro-Makro-Problematik (1990b: 347–379).
(1968(1937)).
Vgl. die formalisierte Zusammenfassung (1968: 77–82 (1937)).
Vgl. statt vieler zusammenfassend Camic (1989).
Vgl. für eine Zusammenstellung der unterschiedlichen Positionen innerhalb der schottischen Moralphilosophie nur die Anthologie von Broadie (1997).
Vgl. Camic (1979).
Parsons (1968: xiii (1937)).
Parsons erwähnt diesen Umstand (1968: xiv, Fn. 10 (1937)) und verweist auf ein damals aus der Gesamtkonzeption wieder herausgenommenen Kapitel über Tönnies und Simmel, welches mittlerweile veröffentlicht wurde (vgl. Parsons 1994).
Levine (1980: xlvii).
Simmel “does not fit my convergence thesis”, zitiert nach Levine (1980: xxx).
Vgl. für Überblicke dieser Diskussion Murphy (1988, 1989), Rosenau (1992), Seidman/Wagner (Hrsg.) (1992), Dickens/Fontana (Hrsg.) (1994) und zusammenfassend Zima (1997: 109–222).
Derrida (1973: 50).
Vgl. zusammenfassend Welsch (1996).
Vgl. zur Unterscheidung zwischen skeptischen und affirmativen Vertretern im Diskurs der Postmoderne Rosenau (1992).
Vgl. Lyotard (1987 (1983)).
Vgl. (1987a; 1996).
Dies ist allein schon unter Berücksichtigung der sozialen Überlappung von Sprachspielen die wahrscheinlichere Annahme. Diese Überlappung wird im Zuge kultureller Globalisierung weiter wachsen, weil unterschiedlicher Sprachspiele immer öfter miteinander in Kontakt kommen, und dadurch ist es praktisch kaum noch möglich, daß ein geschlossenes Sprachspiel auffindbar ist.
Das Gleiten und Vermitteln zwischen verschiedenen Sprachspielen setzt dabei keine übergeordnete Rationalität voraus, sondern sucht vielmehr Ähnlichkeiten zwischen den Familien von Sprachspielen auf.
Unter Betonung der normativen Emphase dieser Aussage hält auch Zima (1997: xiv) diese Idee, und darüber hinaus die der Wahrheitsfähigkeit, für unverzichtbar.
Vgl. zu dieser Kennzeichnung im Gegensatz zur Postmoderne als Epoche Zima (1997: 18–28).
Der Begriff der Postmoderne entstammt ursprünglich der Literaturtheorie und diffundierte von dort aus in die Architektur und die Kulturtheorie, machte in der Philosophie Karriere, um schließlich auch die Soziologie zu erreichen (Köhler 1977, Eickelpasch 1997, Schroer 1994, Welsch 1987a, 1987b). Die Diskussion um die Bedeutung des Konzepts der Postmoderne in und für die Soziologie ist bisher unabgeschlossen und wird belastet durch eine babylonische Vielfalt der Begriffsverwendung (vgl. Scherr 1990). Die Auseinandersetzung um die Postmoderne manifestiert sich in einer beständig ansteigenden Anzahl von Publikationen zu diesem Thema (vgl. nur die Überblicke bei Crook/Pakulski/Waters 1992, Featherstone 1991, Featherstone (Hrsg.) 1988, Harvey 1989, Huyssen 1986, Ritzer 1997, Smart 1990, Turner (Hrsg.) 1990)). Die Vielfalt von Positionen innerhalb der Diskussion um die Postmoderne weist eine so große Bedeutungsvielfalt auf, daß es nützlich ist, wenn zwischen einem “gemäßigt” postmodernen Denken und einem “radikalen” postmodernen Denken unterschieden wird. Gemäßigt postmodernes Denken geht von der Möglichkeit einer Einheitsbildung aus, ohne die Differenzen zwischen heterogenen Standards zu verabsolutieren. Radikal postmodernes Denkens hingegen, etwa Lyotards Thesen (vgl. 1987 (1983)) oder Baudrillards Betonung der Indifferenz (vgl. 1991 (1976)), verneint die Möglichkeit einer Einheitsbildung und setzt die Heterogenität unterschiedlicher Standards absolut. Die Grenzen zwischen gemäßigt postmodernem Denken und modernem Denken sind fließend, was Wolfgang Welschs Konzeption der “postmodernen Moderne” zum Ausdruck bringt.
Lyotard (1986 (1979)) diskutiert die Frage nach der Legitimität des Wissens in postmodernen Gesellschaften. Dieses steht im Vergleich mit der modernen Metaerzählung unter zwei Einschränkungen: “Es gibt viele verschiedene Sprachspiele — das ist die Heterogenität der Elemente. Sie führen nur mosaikartig zur Institution — das ist der lokale Determinismus.” (Lyotard 1986: 15 (1979)). Diese Situation resultiert aus einem Glaubwürdigkeitsverlust der großen wissenlegitimierenden Erzählungen (vgl. Lyotard 1986: 112 (1979)). Die sich daraus ergebende Vielheit und Inkommensurabilität der Sprachspiele führt zu der gesellschaftstheoretischen These, daß Gesellschaften nicht mehr als Einheit und Ganzes interpretiert werden können, sondern vielmehr als “lockere Netze” von Sprachspielen (vgl. Lyotard 1986: 59 (1979); vgl. hierzu auch Schroer 1994).
Welsch (1996: 44).
Vgl. zu diesem Konzept Hintikka (1962).
Vgl. hierzu die am Strukturbegriff exemplarisch ausgeführte Überlegung zum “non-center” von Derrida (1970: 264).
Scherr (1990: 3), zum rationalistischen Selbstverständnis der Soziologie Matthes (1985) und Bonß/Hartmann (1985: 10).
Diese Frage wird diskutiert unter dem Etikett “postmoderne Soziologie” oder “Soziologie der Postmoderne” (vgl. Bauman 1995a (1992), zusammenfassend Wagner 1992, und unter Berücksichtigung wissenschaftstheoretischer Überlegungen Seidman/Wagner (Hrsg.) 1992).
Vgl. hierzu Weiß (1993).
Joas (1992: 359).
Bauman (1995c: 333 (1991)). In diesem Sinne auch Lyotard (1988: 213 (1987)): “Die Postmoderne ist keine neue Epoche, sondern das Redigieren einiger Charakterzüge, die die Moderne für sich in Anspruch genommen hat, vor allem aber ihrer Anmaßung, ihre Legitimation auf das Projekt zu gründen, die ganze Menschheit durch die Wissenschaft und die Technik zu emanzipieren. Doch dieses Redigieren ist, wie gesagt, schon seit langem in der Moderne selbst am Werk.”
Beck (1991: 171(1988)).
Vgl. Schroer (1994) für eine in der Rekonstruktion von Lyotard wissenschaftstheoretische, sprachtheoretische und gesellschaftstheoretische Argumentationsebenen unterscheidende Darstellung, deren zwei erstgenannten Ebenen hier als erkenntnistheoretische Ebene zusammengefaßt sind. 286 (1995a: 71 (1992)).
Vgl. Rorty (1989: 127–161).
Ein hegemonialer Diskurs ist schon deshalb nicht möglich, weil die erkenntnistheoretische Kritik an den Ideen von Repräsentation und Wahrheit zum Verlust eines “abschließenden” Vokabulars geführt hat (vgl. Rorty 1989: 127).
Vorgreifend auf die spätere Explikation des Ambivalenzbegriffs sei hier zur Klarstellung darauf hingewiesen, daß Ambivalenz Pluralität voraussetzt, aber nicht damit identisch ist, weil Ambivalenz durch einen Bewertungsprozeß ausgezeichnet ist, während Pluralität Vielfalt ohne Bewertung nur konstatiert.
Vgl. Etzioni (1997: 62–91 (1996)).
Vgl. Bellah et al. (1985: 150).
Vgl. Wuthnow (1996: 60).
Vgl. Münch (1991: 29–37, 1995: 80–82).
(1993a).
Beck verweist dabei darauf, daß die Risikogesellschaft erzeugt wird, weil im Denken und Handeln noch die alten Selbstverständlichkeiten zur Anwendung kommen, die der neuen gesellschaftlichen Struktur nicht mehr angemessen sind (vgl. 1993b: 536). Und das Konzept der reflexiven Modernisierung sucht eine gesellschaftstheoretische Antwort auf das “historische Apriori der Ambivalenz in der reflexiven Moderne” (Beck 1993a: 195).
Das Konzept der Ambiguität bezieht sich auf kognitive Phänomene der Zu- und Einordnung von Sachverhalten, während Ambivalenz vorläufig die gleichzeitige Gegebenheit gegensätzlicher Bewertungen und Handlungsimpulse meint.
Bauman (1995c: 13 (1991)).
Münch (1998: 145).
Vgl. nochmals Camic (1989).
Vgl. Giddens (1996: 190(1994)).
Vgl. Münch (1998: 7).
Vgl. Heelas (1996).
Vgl. Luke (1996).
Diese formale Definition der Moderne schließt die Denkbarkeit nicht-moderner Gesellschaften nicht aus. Traditionale Gesellschaften können durch ein fehlendes oder gering ausgeprägtes soziales Bewußtsein der Kontingenz der Vergesellschaftung gekennzeichnet werden.
Etzioni (1997: 64 (1996)).
Vgl. Beck (1986: 205).
Bauman (1995a: 225 (1992)).
Vgl. (1963 (1887)).
Vgl. (1981).
Vgl. (1995 (1990), 1991).
Vgl. (1984, 1992).
Vgl. hierzu vor allem die Beiträge in Clausen/Schlüter (Hrsg.) (1991) und zur modernisierungstheoretischen Interpretation Cahnman (1981).
Habermas (1981 II: 228).
Vgl. (1995: 43–52 (1990)).
Vgl. (1989b (1968)).
Vgl. hierzu die Untersuchungen von Koselleck (1979, 1987) und Makropoulos (1989, 1998).
Vgl. (1992: 93–128).
(1992: 200).
Luhmann (1984: 165).
“Erwartungen gewinnen mithin im Kontext von doppelter Kontingenz Strukturwert für den Aufbau emergenter Systeme und damit eine eigene Art von Realität” (Luhmann 1984: 158).
Luhmann erfaßt Ambiguität und Ambiguisierung nur als eine “Strategie der Herstellung von relativer Sicherheit” (1984: 418) der Erwartungen, er nimmt damit aber nur an, daß Ambiguisierung innerhalb einer sozialen Ordnung einen Korridor, einen Spielraum der Unsicherheit öffnet und dadurch Sicherheit erzeugt wird. Er zieht aber nicht die Möglichkeit in Erwägung, daß Ambiguisierung mehrerer Ordnungen zugleich etabliert, weil viele Erwartungsbildungen in diesem Korridor zugleich soziale Systeme stabilisieren, deren Realisierung vom Eintreffen einer bestimmten Manifestation innerhalb des ambiguen Korridors von Erwartungen abhängt.
Dieses Argument greift eine Anregung von Welker (1992: 361) auf, der das Problem der doppelten Kontingenz in die komplexere Modellsituation einer “multiplen doppelten Kontingenz, die in Vernetzungszusammenhängen steht” überfuhrt.
Und doch liegt diese Möglichkeit gerade für eine Systemtheorie nahe, weil sie zu der Annahme führt, “daß alles, was geschieht, gleichzeitig geschieht.” (Luhmann 1992: 213) Allerdings führt Luhmann diese Konsequenz nicht weiter aus, um seine Abgrenzung gegenüber dem Diskurs der Postmoderne nicht zu schwächen (vgl. nur Luhmann 1997 II: 1143–1149).
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Junge, M. (2000). Methode und Problemstellung des Theorievergleichs. In: Ambivalente Gesellschaftlichkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93213-6_6
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