Zusammenfassung
„Rendezvous unterm Nierentisch“: Unter diesem Titel vermittelte vor einigen Jahren eine Collage von Werbespots der fünfziger Jahre Eindrücke davon, was der Wiederaufbau-Generation nach dem Krieg als erstrebenswert vorgeführt wurde. Man arbeitete damals weniger mit Effekten und Emotionen als mit ernsthaften Argumenten für die Produkte. So in einem Werbestreifen der Milchindustrie: Der Zuschauer blickt durch die äußere Gestalt des Menschen auf sein Inneres — ein Rohr- und Räderwerk, das nach den Gesetzen der Mechanik funktioniert. Das Herz ist die Pumpstation, die Leber das Klärwerk usw., dazwischen etliche Übersetzungen. Der Apparat muß geschmiert werden, also erscheint ein Ölkännchen mit der Aufschrift „Butter“ und füllt reichlich ein, auf daß das menschliche Getriebe reibungslos funktioniere. Das dieser Art von Werbung zugrunde liegende Menschenbild ist der Mechanik entlehnt: das Modell einer trivialen Maschine, die nach kausalen Gesetzmäßigkeiten funktioniert, zu steuern und zu reparieren ist. Diese Denkfigur hat seit Kopernikus Wissenschaft, Technik und Politik bestimmt, aber ihre Problematik ist mittlerweile deutlich zutage getreten. In den vergangenen zwei Jahrzehnten zeigten sich grundlegend neue Perspektiven:
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Die enorme Dynamik der Wissenschaft, mit der die technische Umsetzung kaum noch Schritt halten kann, die Unübersichtlichkeit der Informationsflut und kurzlebige Moden führen zu bisher nicht gekannten Turbulenzen im subjektiven Erleben des einzelnen: ein neues Bewußtsein ist gefragt („Vernetztes Denken“).
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Die bisherigen Instrumente strategischer Planung und das methodische Know-How sind zu starr, zu linear, zu langsam, reichen also zur Bewältigung gegenwärtiger und künftiger Aufgaben nicht mehr hin: ein neues Management ist gefragt („Selbst-Management“).
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Bloß quantitativer Zuwachs an Wohlstand und Freizeit verliert für zunehmende Bevölkerungsteile seinen Leitcharakter zugunsten einer Mitwirkung an der Gestaltung von Arbeitsinhalt und Arbeitsplatz. Selbstbestimmung auch in betrieblichen Zusammenhängen rückt ins Zentrum des Interesses: eine neue Organisation ist gefragt („Selbst-Organisation“).
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Literatur
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Selbach, R., Schnefel-Selbach, G. (1992). Stufenkonzept zur Beurteilung und Förderung in der betrieblichen Berufsausbildung. In: Selbach, R., Pullig, KK. (eds) Handbuch Mitarbeiterbeurteilung. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90936-7_11
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