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Erklärungsansätze gesundheitlicher Ungleichheit

  • Chapter
Gesundheit und Gesundheitsverhalten im Jugendalter
  • 1597 Accesses

Zusammenfassung

In Kapitel 3 wurde gezeigt, dass im Erwachsenenalter — trotz wohlfahrtsstaatlicher Leistungen — in modernen Industriestaaten soziale Disparitäten in der Gesundheit existieren und sich vergrößern. Zwei Merkmale der vorliegenden Daten sind für die Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten besonders bemerkenswert (vgl. Marmot 1996: 395): Erstens besteht ein stufenweises Gefälle in der Krankheits- und Sterblichkeitsrate, d.h. der Gesundheitszustand jeder Gruppe ist schlechter als der in der hierarchisch nächsthöheren, unabhängig von der Messung der Gesundheit und des sozioökonomischen Status. Dementsprechend geht es bei der Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten nicht um die Frage, warum es einen Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheitsbeeinträchtigungen gibt, sondern warum ein soziales Gefälle existiert, das sich quer durch die gesamte Gesellschaft zieht. Zweitens ergibt sich aus den Forschungsergebnissen eine Allgemeingültigkeit über die Ursachen für Erkrankungen und Sterblichkeit. So zeigt sich bei Erwachsenen für die überwiegende Anzahl von Krankheiten bzw. Todesursachen ein gleichbleibendes Muster der Verteilung, das auf allgemeine, krankheitsübergreifende Verursachungsfaktoren hinweist.

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Literatur

  1. Auch die Diskussion über Sozialstatusindikatoren wie Beruf, Bildung und Einkommen (vgl. Kapitel 2.3.) zeigt, dass sich mit diesen Konstrukten soziale Ungleichheit zwar gut beschreiben lässt, aber kausale Erklärungen und präzise Interventionsansätze nur schwer zu erhalten sind (vgl. Pientka 1994:393).

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  2. Die Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten durch Selektionsprozesse ist dabei nicht neu. Bereits Faris und Dunham (1939) sowie Hollingshead und Redlich (1958) argumentierten, dass ernste psychische Störungen zu einem gesellschaftlichen Abstiegsprozess fuhren können (Bury 1997:62).

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  3. Zwischen der Geburt und dem Eintritt ins Berufsleben wird der soziale Status eines Kindes oder Jugendlichen in der Regel über den Status der Eltern bestimmt.

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  4. Als Extrembeispiel sei hier nur an die gesundheitsbedingte Frührente erinnert.

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  5. Es stellte sich z.B. heraus, dass die Zahl der von dieser Mobilität zwischen den Schichten betroffenen Fälle viel zu gering ist, um beachtliche Auswirkungen auf die Gesamtzahlen zu haben (Abel-Smith 1990). So konnte Wilkinson (1986) zeigen, dass der Effekt einer gravierenden Erkrankung in der Kindheit nur bei etwa 1, 5% der 20-jährigen Personen, die zu dieser Zeit ernsthaft erkrankt waren, einen „Drift“in untere Berufspositionen als Resultat einer Erkrankung in der Kindheit zur Folge hatte.

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  6. Deshalb werden diese beiden Erklärungsansätze auch oft als Verursachungshypothese bezeichnet (vgl. Borgers/Steinkamp 1994).

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  7. In der Whitehall-Studie konnte ein Zusammenfuhren aller wichtigen verhaltensgebundenen Risikofaktoren nur etwa 25% des sozialen Gradienten von Herz-Kreislauf-Krankheiten erklären (Marmot 1996: 412, vgl. auch Wilkinson 1996: 64f.).

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  8. In jüngster Zeit hat insbesondere Wilkinson (1996, 1998) den Zusammenhang zwischen relativer Deprivation, sozialer Kohäsion und gesundheitlicher Ungleichheit herausgearbeitet. Er konnte zeigen, dass die Höhe des Einkommens innerhalb von Gesellschaften entscheidenden Einfluss auf die Lebenserwartung hat. Betrachtet man aber einzelne Staaten oder Regionen ist nicht das Einkommensniveau, sondern die Einkommensungleichheit zwischen den Ländern/Regionen von Bedeutung für die Lebenserwartung (Marmot 1998: 439)

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  9. Ähnlich argumentiert auch Steinkamp (1993b: 115, 1999), der vorgeschlagen hat, das Be-lastungs- und Ressourcenkonzept zur Erfassung der von sozialen Kontexten ausgehenden Wirkung auf Gesundheit und Lebenserwartung anzuwenden, um so einen Brückenschlag zwischen der Makro- und Individualebene zu ermöglichen (vgl. dazu auch Elkeles/Mielck 1997a, 1997b).

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  10. So zeigen beispielsweise Personen, die der Überzeugung sind, ihren Gesundheitszustand im wesentlichen selbst beeinflussen zu können (internale gesundheitsbezogene Kontrollüberzeugung) bei Bedrohung ihrer Gesundheit ein angemesseneres Bewältigungsverhalten (z.B. verstärkte Informationssuche, Befolgung professioneller Anweisungen) als Personen mit externa-ler Kontrollüberzeugung (Krohne 1997: 272). Dieses Bewältigungsverhalten kann dementsprechend auch zur schnelleren oder besseren Genesung bei Erkrankungen fuhren.

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  11. Wie Gebesmair (1998) aufzeigt, hat z.B. auch die Musik bzw. die Vorliebe für bestimmte musikalische Genre in den letzten Jahren.ihre soziale bzw. schichtspezifische Signifikanz verloren.

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Richter, M. (2005). Erklärungsansätze gesundheitlicher Ungleichheit. In: Gesundheit und Gesundheitsverhalten im Jugendalter. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89929-3_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-89929-3_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-14528-0

  • Online ISBN: 978-3-322-89929-3

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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