Auszug
Die Depression ist heute Ausdruck für die verschiedenen Facetten des persönlichen Leidens. Bis in die 1940-iger Jahre war sie nichts anderes als ein Syndrom, das bei den meisten psychischen Krankheiten zu beobachten war. Der Depression wurde in unseren Gesellschaften bis zu diesem Zeitpunkt auch keine wesentliche Aufmerksamkeit geschenkt. Mit Beginn der 1970-iger Jahre zeigte die psychiatrische Epidemiologic dass sie die welt-weit häufigste psychische Störung ist. Auch fanden Psychoanalytiker eine eindeutige Zunahme von deprimierten Menschen unter ihren Patienten. So zieht die Depression heute soviel psychiatrische Aufmerksamkeit auf sich wie die Psychosen vor fünfzig Jahren. Soweit das medizinische Hervor-treten der Depression. Parallel dazu stellen Tageszeitungen und Magazine sie als Modekrankheit dar, als Ubel des Jahrhunderts. Die Depression (nicht die Angst oder die Neurose) wurde zu einem praktischen Mittel, um vielen Aspekten unseres Unglücks einen Namen zu geben und sie gleichzeitig mit Hilfe verschiedener Mittel auch zu erleichtern. Soweit ihr soziologisches Hervortreten. Die Erfindung der Antidepressiva spielte hierbei sicherlich eine nicht zu vernachlässigende Rolle, in dem sie Psychiatrie und Medizin überhaupt Arzneimittel gegen dieses Übel lieferte.
Die Herausgeher danken Herrn Dr. Martin Eichhorn, Oberarzt an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, für die Übersetzung aus dem Französischen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
American Psychiatric Association, DSM-III, 1980
Ayd FJ et Blackwell B (eds), Discovery in Biological Psychiatry, Philadelphie, Lippincott, 1970
Ehrenberg A, Le Culte de la performance, Paris, Calmann-Lévy, 1991, coll. «Pluriel» (paperback), Hachette, 1995
Ehrenberg A, La Fatigue d’être soi — Dépression et société, Paris, Odile Jacob, 1998, Odile Jacob Poche, 2000
Ehrenberg A, «Les transformations de la relation normal-pathologique — A propos de la souffrance psychique et de la santé mentale», Esprit, mais 2004
Healy D, The Antidepressant Era, Cambridge (Mass.), Londres, Harvard University Press, 1997
Janet P, Les médications psychologiques, trois volumes, Paris, Alcan, 1919, reprint Société Pierre Janet, Paris, 1986
Rieff P, The Triumph of Therapeutic. Use of Faith after Freud, Chicago et Londres, 1966, rééd. 1987
Sigmund Freud, “Le moi et le ça” 1923
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2006 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Ehrenberg, A. (2006). Gesellschaftlicher Kontext. In: Stoppe, G., Bramesfeld, A., Schwartz, FW. (eds) Volkskrankheit Depression?. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/3-540-32221-3_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/3-540-32221-3_6
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-540-31749-4
Online ISBN: 978-3-540-32221-4
eBook Packages: Medicine (German Language)