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Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 3/2009

01.06.2009 | ORICINALARBEIT

Welche Rolle spielt das Kohärenzgefühl in der Krankheitsverarbeitung bei Morbus Parkinson?

verfasst von: G Pusswald, M Fleck, D Haubenberger, E Auff, G Weber

Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 3/2009

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Abstract

Ziel der Untersuchung/Fragestellung: In der vorliegenden Studie wurde die Relevanz des Kohärenzgefühls (SOC) für die Krankheitsverarbeitung bei Parkinsonpatienten untersucht. Im Modell von Antonovsky (1997) gilt das Kohärenzgefühl als zentrale Ressource, die die Widerstandsfähigkeit gegenüber Stressoren erhöht. Um der ganzheitlichen Betrachtung des Patienten Rechnung zu tragen, wurde auch der Schweregrad der Erkrankung (UPDRS) durch den Neurologen beurteilt sowie eine mögliche depressive Tendenz erhoben. Methode: Ingesamt nahmen 51 Parkinsonpatienten (Durchschnittsalter: 67,7; Frauen: 43,1%; Männer: 56,9%) und 59 Personen ohne neurologische Erkrankung (Durchschnittsalter: 65,7; Frauen: 54,2%; Männer: 45,8%) an der Untersuchung teil. Die Rekrutierung der Parkinsonstichprobe fand über die Neurologie der Medizinischen Universitätsklinik Wien statt. Diese quasi-experimentelle Stichprobe wurde mittels umfangreicher Fragebogenbatterie befragt: FKV-LIS, SOC-Scale und GDS. Die Auswertung erfolgte mittels multiplen Korrelationen, t-Tests, U-Tests, multivariaten Varianzanalysen und multiplen Regressionsanalysen. Ergebnisse: Parkinsonpatienten, charakterisiert durch eine geringere Ausprägung in ihrem Kohärenzgefühl (p<0,01) und einer stärkeren depressive Tendenz (p<0,01) weisen im Vergleich zu Personen der Kontrollgruppe den vermehrten Einsatz eines depressiven und bagatellisierenden Copingstils (p<0,01) auf. Sowohl das Kohärenzgefühl als auch Depressivität stellen signifikante Prädiktoren eines depressiven Verarbeitungsstil dar (R2=0,43). Während der Schweregrad der Erkrankung weder mit der Krankheitsverarbeitung noch mit dem Kohärenzgefühl assoziiert ist, zeigt sich mit zunehmender Dauer der Erkrankung der geringere Einsatz eines aktiven-problemorientierten Bewältigungsstils. Konklusion: Generell zeigt sich das Kohärenzgefühl ausschließlich mit psychologischen Variablen, nicht jedoch mit medizinischen verbunden. Die Relevanz eines hoch ausgeprägten Kohärenzgefühls für eine effektive Krankheitsbewältigung kann bestätigt werden. Deshalb scheint die Stärkung des Kohärenzgefühls besonders wichtig in Zusammenhang mit einer neurologischen bzw. chronologischen Erkrankung. Eine individuell ausgerichtete Ressourcenanalyse sollte daher in jedes Beratungsgespräch implementiert werden, sodass vorhandene Möglichkeiten für die Alltags- und Freizeitgestaltung aufgezeigt werden können.
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Metadaten
Titel
Welche Rolle spielt das Kohärenzgefühl in der Krankheitsverarbeitung bei Morbus Parkinson?
verfasst von
G Pusswald
M Fleck
D Haubenberger
E Auff
G Weber
Publikationsdatum
01.06.2009
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie / Ausgabe 3/2009
Print ISSN: 0948-6704
Elektronische ISSN: 1435-1269
DOI
https://doi.org/10.1007/s00391-008-0009-1

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