Fünf Universitätskliniken in Baden-Württemberg ermöglichen die Aus- und Weiterbildung zur Intensivpflegekraft in vier statt fünfeinhalb Jahren. Das Land genehmigte jetzt entsprechende Modellprojekte in Freiburg, Heidelberg, Mannheim, Tübingen und Ulm.
Intensivpflegende werden nicht erst seit der Pandemie händeringend gesucht.
Die Landesregierung in Baden-Württemberg hat grünes Licht für eine schnellere Weiterbildung und damit einen schnelleren Personaleinsatz in der Intensivpflege gegeben.
Deutliche Verkürzung der Aus- und Weiterbildungszeit
Umgesetzt wird dabei das sogenannte „3+1-Modell“: Direkt im Anschluss an die dreijährige generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann erfolgt eine einjährige Weiterbildung für die Tätigkeit auf der Intensivstation. Damit stünden qualifizierte Intensivpflegekräfte nach insgesamt vierjähriger Aus- und Weiterbildungszeit und so eineinhalb Jahre früher zur Verfügung, erläuterte der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha am Montag.
Üblicherweise beträgt die Mindestausbildungszeit in der Intensivpflege fünfeinhalb Jahre: Neben der dreijährigen Ausbildung zur Pflegefachperson ist ein Jahr Berufspraxis erforderlich, an die sich dann eine eineinhalbjährige Weiterbildung anschließt.
In den Modellprojekten werden Ausbildungsinhalte der generalistischen Pflegeausbildung und Weiterbildungsinhalte der Intensivpflege so verknüpft, dass die Teilnehmenden „gezielt auf das komplexe Berufsfeld der Intensivpflege vorbereitet werden“.
Die Modellweiterbildung biete die vollwertige Qualifikation für die Intensivpflege auf einem zeitlich kürzeren Ausbildungsweg, verknüpft mit der Möglichkeit, zusätzliche Fachkräfte für den Arbeitsmarkt zu gewinnen, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium. Die Prüfungsinhalte würden sich nicht von denen der bisherigen Weiterbildung unterscheiden.
Mehr Attraktivität für den Berufswunsch Intensivpflege
„Mit diesem bundesweit einmaligen Modellprojekt wird der Berufswunsch Intensivpflege deutlich schneller erreichbar und damit attraktiver“, sagt Helmut Schiffer, Pflegedirektor am Universitätsklinikum Freiburg, stellvertretend für die Pflegedirektorinnen und -direktoren der anderen Universitätskliniken. Schiffer zeigt sich überzeugt, dass das Modellprojekt „sehr gut angenommen und Nachahmer finden wird."
Flankiert werden die Modellprojekte von einem Begleitprogramm, das eine Überforderung der Pflegekräfte vermeiden soll. So sind unter anderem ein Resilienz-Training, Coaching und Supervision vorgesehen. Die Modellträger sind ebenfalls verpflichtet, über den kompletten Aus- und Weiterbildungszeitraum eine seelsorgerische Betreuung der Auszubildenden anzubieten.
Die Modellprojekte starten am 1. Oktober dieses Jahres und sollen bis zum 30. September 2027 laufen. Anschließend erfolgt eine Evaluierung.
Der Personalbedarf in der Intensivpflege ist bundesweit enorm. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie fehlen auf den Intensivstationen bis zu 50.000 Pflegefachpersonen. (ne)