02.10.2018 | Originalien
Vertikale und horizontale soziale Ungleichheit und Motivation zum vorzeitigen Erwerbsausstieg
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Sonderheft 1/2019
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Hintergrund
Die Dauer des Erwerbsverbleibs wird im Zuge des demografischen Wandels mit alternden und schrumpfenden Belegschaften immer bedeutsamer. Vorangegangene Studien zeigten, dass sich soziale Gruppen in arbeitsbezogenen und individuellen Merkmalen unterscheiden, die ihrerseits mit einer vorzeitigem Erwerbsausstiegsmotivation assoziiert sind.
Ziel der Arbeit
Ziel war es daher zu untersuchen, ob sich ältere Arbeitnehmer aus verschiedenen sozialen Gruppen in ihrer Motivation und den Determinanten zum vorzeitigem Erwerbsausstieg unterscheiden.
Material und Methoden
In der prospektiven lidA-Kohortenstudie (www.lida-studie.de) wurden sozialversichert Beschäftigte der Geburtsjahrgänge 1959 und 1965 zu Arbeit, Gesundheit und Erwerbsteilhabe befragt. Basierend auf den Daten der 3961 Beschäftigten, die zu beiden Studienwellen (2011, 2014) in Arbeit waren, wurden Assoziationen zwischen Merkmalen der horizontalen (Geschlecht, Migrationshintergrund) und vertikalen (Bildung) sozialen Ungleichheit und der Erwerbsausstiegsmotivation mittels hierarchischer logistischer Regression und Interaktionsanalyse untersucht.
Ergebnisse
Es zeigt sich ein Bildungsgradient in Bezug auf die Erwerbsausstiegsmotivation in erwarteter Richtung. Männliche ältere Beschäftigte wollen seltener als weibliche vor dem 65. Lebensjahr aus dem Erwerbsleben ausscheiden; in niedrigen Bildungsschichten wollen dies zugewanderte Arbeitnehmer (1. Generation) seltener als solche ohne eigene Migrationserfahrung. In der Interaktionsanalyse zeigten sich neben der Interaktion von Migrationsstatus und Bildung keine weiteren moderierenden Effekte arbeitsbezogener und nichtarbeitsbezogener Variablen auf die Beziehung der Sozialvariablen und den Erwerbsausstiegswunsch.
Schlussfolgerung
Die vorgestellten Befunde legen nahe, dass sich die Frage der Erwerbsperspektive im höheren Erwerbsalter für soziale Gruppen unterschiedlich darstellt. Deren Beweggründe und die letztendliche Umsetzung müssen noch weiter untersucht werden. Daraus können sich Konsequenzen für Betriebe und die Politik in Bezug auf den Erhalt von Arbeitskraft ergeben.
Anzeige