Advanced Practice Nurses (APN) können die Versorgung von multimorbiden Patienten signifikant verbessern. Das zeigt ein Projekt der Katholischen Hochschule Mainz, in dem Pflegeexpert*innen Hausbesuche durchführen und Behandlungspläne schreiben.
Hausbesuche durch Advanced Practice Nurses (APN) können die Versorgungssituation von multimorbiden Patient*innen deutlich verbessern.
Menschen mit drei, fünf oder mehr chronischen Erkrankungen gleichzeitig: Vielen Hausärztinnen und Hausärzten gelingt es kaum, multimorbide Patient*innen mit ihren komplexen Problemen adäquat zu versorgen. Das gilt insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen. Das vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geförderte Projekt FAMOUS der Katholischen Hochschule Mainz zeigt, wie APNs Hausärzte entlasten und die Patientenversorgung verbessern können.
Im Rahmen von FAMOUS haben neun APNs, angestellt in neun Praxen, über zwölf Monate insgesamt 709 Patient*innen versorgt. Die Ergebnisse lassen aufhorchen: In 14 erfassten Bereichen – zum Beispiel Kontinenz, Schmerzen, Ernährung – haben sich die Probleme nach zwölf Monaten signifikant reduziert. „In ihren Hausbesuchen haben die APNs eine ganze Reihe von Unter- und Fehlversorgung aufgedeckt“, berichtet Projektleiterin Prof. Renate Stemmer, die das Projekt am 13. Mai 2025 auf dem 12. Interprofessionellen Gesundheitskongress vorstellen wird.
Akzeptanz für Empfehlungen der APN ist hoch
Mit standardisierten Testverfahren haben die APNs den Unterstützungsbedarf der Patient*innen erhoben und eigenverantwortlich Behandlungspläne geschrieben und gesteuert. Die Akzeptanz von hausärztlicher Seite war laut Stemmer hoch: Von rund 5.800 Empfehlungen der APNs zu verordnungspflichtigen Maßnahmen, hätten die Ärztinnen und Ärzte über 94 Prozent angenommen.
Das Konzept APN stammt aus den USA und ist auch in Skandinavien, den Niederlanden, Kanada und Australien etabliert. Pflegeexpertinnen und -experten mit Master-Abschluss erhalten erweiterte Kompetenzen und Verantwortlichkeiten. Wie Pflegeprofessorin Stemmer betont, arbeiten die APNs im Projekt sehr viel selbstständiger als sogenannte VERAHs, die als Versorgungsassistentinnen in deutschen Hausarztpraxen arztentlastende, delegierte Aufgaben übernehmen. Noch seien APNs in Deutschland in der ambulanten Versorgung jedoch nicht üblich.
Stemmer hofft, dass neben dem geplanten Pflegekompetenzgesetz auch das angekündigte APN-Gesetz bald auf den Weg gebracht wird. „Das Gesetz wird die APN-Studiengänge standardisieren und hoffentlich auch das Leistungsrecht thematisieren.“ (red.)
12. Interprofessionellen Gesundheitskongress |
Der Kongress von Springer Pflege beginnt am 12. Mai und bietet bis zum 23. Mai 2025 insgesamt zehn kostenfreie Live-Webinare zu interprofessionellen Schwerpunkten, innovativen Versorgungskonzepten und Best-Practice-Beispielen. Neben APNs in der hausarztnahen Versorgung stehen u.a. folgende Themen auf dem Programm: Digitale Kompetenzen für Lehrende, generationen- und alternsgerechtes Arbeiten, Babylotsen zur Entlastung von Familien und Fachkräften, verständliches Basiswissen zum Stellvertretungsrecht. |