01.06.2015 | Konzepte – Stellungnahmen – Leitlinien
Vermeidbare Todesfälle nach Trauma
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 4/2015
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Hintergrund
Trauma ist nach wie vor eine der führenden Todesursachen in den westlichen Industrienationen und somit von erheblicher sozioökonomischer Bedeutung. Die suffiziente präklinische Versorgung von Polytraumapatienten stellt höchste Ansprüche an alle Beteiligte, doch derartige Einsätze sind v. a. im bodengebundenen notfallmedizinischen Alltag rar. Routine in der Versorgung polytraumatisierter Patienten ist noch am ehesten in der Luftrettung anzutreffen – auch hier sind dies dennoch weniger als 40 % der Einsätze.
Methode
Selektive Recherche und Auswertung aktueller Literatur.
Ergebnisse
Die Ergebnisse einer interdisziplinären Analyse aller verstorbenen Traumapatienten innerhalb eines Jahres in Berlin hinsichtlich Todesort bzw. der obduzierten Todesfälle bezüglich Verletzungsmuster und erfolgten notfallmedizinischen Maßnahmen (Vermeidbarkeit des jeweiligen Traumatodesfalls) veranlassten uns, einen Algorithmus für die Reanimation aus traumatischer Ursache zu entwickeln und vorzustellen: Die Letalität nach Trauma im untersuchten Kollektiv war – verglichen mit der internationalen Literaturlage – zwar gering, dennoch wurden 15 % der Todesfälle als potenziell oder sogar definitiv vermeidbar eingeschätzt. Definitiv vermeidbare Traumatodesfälle waren bedingt durch unbehandelte Spannungspneumothoraces, unerkannte Verletzungen, Blutungssituationen und Ersticken.
Schlussfolgerungen
In der Reanimationssituation nach schwerem Trauma müssen potenziell reversible Ursachen des Herzkreislaufstillstands standardisiert adressiert werden. Das sichere Beherrschen invasiver notfallmedizinischer Techniken muss bei allen im Rettungsdienst Tätigen vorausgesetzt werden. Die weitere Etablierung und das kontinuierliche Training präklinischer Traumamanagement-Algorithmen und -strategien hat neben der Unfallprävention das höchste Potenzial, die Letalität nach schwerem Trauma noch weiter senken. Dies ist von erheblicher epidemiologischer Relevanz.
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