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06.06.2025 | Transplantationsmedizin | Nachrichten

Lange Wartelisten

Zu wenige dokumentieren Bereitschaft zur Organspende

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Die Zahl der Organspenden geht leicht nach oben. Das vermeldet die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO). Einen Grund zur Entwarnung sieht die Organisation nicht. Mehr als 8.000 Menschen warten in Deutschland aktuell auf ein Spenderorgan.

© Alexander Raths / Stock.adobe.comTrotz positiver Einstellung zur Organspende verfügt in Deutschland nur jeder Dritte über einen Organspendeausweis. © Alexander Raths / Stock.adobe.com

Die Deutsche Stiftung Organtransplantation verzeichnet einen leichten Anstieg der Organspenden. So gab es in diesem Jahr bislang 426 postmortale Organspender. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es 382, teilt die DSO anlässlich des Tages der Organspende am 7. Juni mit. Diese leicht positive Tendenz, lässt aus Sicht der DSO noch keine Rückschlüsse auf einen allgemeinen Trend zu. Mit fast 8.100 Menschen auf der aktiven Warteliste bleibe die Situation „dramatisch“. 

Vor diesem Hintergrund betont Bundesgesundheitsministerin Nina Warken, es seien „deutlich mehr“ Organspenden als bisher notwendig.  Sie appelliert an alle Bürger, die prinzipiell zu diesem Schritt bereit sind, mit Angehörigen darüber zu sprechen und ihre Entscheidung zu dokumentieren. Sei es in einem Organspendeausweis oder im Organspende-Register.

Fast die Hälfte aller möglichen Organspenden scheitert an fehlender Zustimmung

Wie wichtig das ist, zeigen die Daten der DSO. Demnach scheitert nahezu die Hälfte aller an die Stiftung gemeldeten möglichen Organspenden an einer fehlenden Zustimmung. Dies gilt insbesondere dann, wenn Angehörige plötzlich entscheiden müssen, ohne den Willen des Verstorbenen zu kennen. Liegt hingegen ein schriftlicher Wille des potenziellen Organspenders vor, erreicht die Zustimmungsrate zur Organspende rund 75 Prozent. Das ist aber nur in rund 15 Prozent der gemeldeten Fälle gegeben.

„Die Entscheidung zur Organspende zu Lebzeiten ist wichtig. Denn der häufigste Grund, warum in Deutschland mögliche Organspenden nicht durchführbar sind, ist eine fehlende Zustimmung“, betonte der Medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel, auf einer Pressekonferenz in München.

Bayerns Gesundheitsministerin wirbt für Widerspruchslösung

Angesichts dieser Zahlen sprach sich Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach für eine Änderung des Transplantationsrechts und die Einführung der Widerspruchslösung aus. Diese könne helfen, den Organmangel zu lindern. „Organspende wäre damit der Normalfall. Jeder und jede wäre bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen Organspender, könnte dem aber aktiv widersprechen“, so die Ministerin. Darüber hinaus brauche es eine Kultur der Organspende. Diese könne nur gesamtgesellschaftlich etabliert werden, beispielsweise durch Aufklärung der Bevölkerung und Schulungen von Krankenhauspersonal.

Laut einer 2024 durchgeführten Umfrage des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit steht mit 85 Prozent die übergroße Mehrheit der Bundesbürger dem Thema Organ- und Gewebespende positiv gegenüber. Dennoch verfügt nur etwa jeder Dritte über einen Organspendeausweis. (ne)

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