10.05.2017 | Originalien
Störung des Erkennens von Umweltgeräuschen bei Demenz
Ich höre aber ich verstehe nicht
Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 5/2018
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Hintergrund
Neurodegenerative Demenzerkrankungen gehen mit Störungen der zentral-auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung einher. Für verbale Informationen wurde dies bereits in einer Vielzahl von Studien nachgewiesen. Dagegen gibt es nur wenige Arbeiten, die Einschränkungen des Erkennens von Umweltgeräuschen bei Patienten mit Demenz untersuchen. Allein schon wegen der möglichen, direkten Implikationen für die Versorgung und den Umgang mit den an Demenz erkrankten Patienten sind diesbezügliche Untersuchungen jedoch dringend erforderlich.
Ziel der Arbeit
Ziel der Arbeit war zu untersuchen, ob Patienten mit beginnenden und leichtgradigen Demenzerkrankungen neurodegenerativer Genese bei der auditiven Identifikation sinntragender Umweltgeräusche beeinträchtigt sind.
Patienten und Methodik
Es wurde ein Test zum Erkennen von Umweltgeräuschen entwickelt, der sich aus 16 Sequenzen von sinntragenden Geräuschen der belebten und der unbelebten Umwelt zusammensetzte. Den Test absolvierten 18 Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und leichtgradiger Demenz bei Alzheimer-Krankheit sowie frontotemporaler Demenz und 20 kognitiv gesunde Kontrollpersonen.
Ergebnisse
Im Vergleich zu den Kontrollpersonen schnitten die Patienten signifikant schlechter ab beim Erkennen von Umweltgeräuschen. Die Kontrollpersonen erkannten durchschnittlich 12,1 ± 2,2 von 16 möglichen Geräuschen richtig; die Patienten erreichten 9,2 ± 2,5 Punkte. Der Unterschied war hochsignifikant (p = 0,001). Eine Korrelationsanalyse zeigte, dass bei den Patienten der Punktewert im Mini-Mental-Status-Test und die Anzahl der erkannten Umweltgeräusche signifikant positiv korreliert waren (r = 0,556; p = 0,017).
Diskussion
Die Tatsache, dass Patienten schon in leichtgradigen Stadien einer Alzheimer- oder frontotemporalen Demenz Umweltgeräusche nicht erkennen oder fehlinterpretieren, muss nicht nur im täglichen Alltag berücksichtigt werden, sondern insbesondere, wenn Patienten ihr gewohntes Wohnumfeld vorübergehend (z. B. Krankenhausaufenthalt) oder andauernd (z. B. Umzug ins Heim) verlassen müssen.
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