26.06.2025 | Stationär | Nachrichten
Mangelernährung früh erkennen – das ist entscheidend
Der Ernährungszustand stationär behandelter Patientinnen und Patienten kann die Heilungschancen und Aufenthaltsdauer beeinflussen. Um so wichtiger ist es, Mangelernährung entgegenzusteuern. Doch wie viele Mangelernährte gibt es überhaupt auf internistischen Stationen?
Ein Screening auf Mangelernährung ist prinzipiell für alle Patientinnen und Patienten in stationärer Behandlung anzuraten. Wie hoch die Prävalenz ist und welche Folgen eine mangelhafte Ernährung für die Aufenthaltsdauer und infektiöse Komplikationen hat, war Gegenstand der SIMI(Società Italiana di Medicina Interna)-NUTRO-Studie. 16 internistische Stationen und 650 erwachsene Patientinnen und Patienten in ganz Italien waren beteiligt.
Das Risiko für Malnutrition bestimmte das SIMI-NUTRO-Forschungsteam um Maurizio Muscaritoli von der Sapienza Università di Roma mit dem Malnutrition Universal Screening Tool (MUST). In MUST fließen der aktuelle Body-Mass-Index, etwaiger ungewollter Gewichtsverlust in den vorangegangenen drei bis sechs Monaten sowie die Auswirkungen einer akuten Erkrankung auf die Nahrungsaufnahme ein. Anhand dieser Kriterien identifizierten Muscaritoli et al. 42,3% der Patienten als Risikokandidaten für Mangelernährung.
Des Weiteren wurde der Ernährungszustand mit dem Mini Nutritional Assessment – Short Form (MNA-SF) erfasst, wobei Essverhalten, Gewichtsverlust, Mobilität, akute Erkrankungen und Stresslevel, neuropsychologische Probleme sowie Body-Mass-Index (wahlweise Wadenumfang) abgefragt werden. Der Anteil der Mangelernährten lag mit diesem Instrument bei 26,3%. Schließlich wendeten die Forscher auch noch die Kriterien der Global Leadership Initiative on Malnutrition (GLIM) an. Hier kommt es phänotypisch auf ungewollten Gewichtsverlust, niedrigen Body-Mass-Index und reduzierte Muskelmasse an, ätiologisch sind verringerte Nahrungsaufnahme oder Resorption sowie akute Erkrankungen, Traumata und chronische krankheitsbedingte Entzündungen wichtig. Die aus den GLIM-Kriterien resultierende Mangelernährungsrate erreichte 37,3%. Untereinander stimmten MUST, MNA-SF und GLIM moderat überein.
Länger stationär, mehr Infektionen
Die Gründe für den Klinikaufenthalt der Patienten waren hauptsächlich Infektionen (20,8%) und kardiovaskuläre Ereignisse (15,5%). Häufigste Begleitkrankheiten waren Hypertonie (31,8%), kardiovaskuläre Probleme (31,8%), Diabetes (16,2%), COPD (15,8%) und Krebs (12,8%). Mangelernährte Patienten waren älter als die Vergleichsgruppe, ihre Hämoglobin-, Cholesterin- und Cholinesterasespiegel waren niedriger. Mangelernährte mussten signifikant länger stationär behandelt werden (10 versus 8 Tage), infektiöse Komplikationen traten bei ihnen öfter auf (16–19% versus 7%), vor allem Harnwegsinfekte und Pneumonien.
Die als Beobachtungsstudie angelegte SIMI-NUTRO kann indessen nur Assoziationen, aber keine Kausalbeziehungen zwischen Mangelernährung und klinischen Resultaten belegen.
„Mangelernährung stellt ein relevantes Problem unter Patienten in stationärer Behandlung dar“, schreiben Muscaritoli und sein Team. Das habe negative Folgen für die Dauer des Aufenthalts und das Auftreten von Infektionen. Mangelernährung müsse früh erkannt und die Nahrungsaufnahme gezielt unterstützt werden, um die Ergebnisse für die Patienten zu verbessern und die Gesundheitskosten zu senken.
Quelle: Springer Medizin