Mehr als 260.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich einen Schlaganfall. Die rasche Versorgung auf einer Stroke Unit trägt entscheidend dazu bei, Behinderung, Pflegebedürftigkeit und Sterblichkeit zu verringern. Spezialisierte Pflegefachpersonen gehören dabei zu den Erfolgsfaktoren.
Patientenüberwachung auf einer Stroke Unit - für die Pflegenden eine der Kernaufgaben.
Anlässlich des Weltschlaganfalltages am 29. Oktober machte die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) auf die große Bedeutung spezialisierter Pflegefachkräfte für das Outcome von Schlaganfallpatienten aufmerksam, die auf einer Stroke Unit behandelt werden. Doch auch diese Spezialabteilungen kämpfen mit Fachkräftemangel.
Damit das Gehirn heilen und es den Sauerstoffmangel überstehen kann, ist nach einem Schlaganfall die Aufrechterhaltung der Homöostase enorm wichtig. Die engmaschige Überwachung der Vitalfunktionen von Patienten, ihrer Wachheit und Orientierung sowie ihrer Schluckfunktion, gehört daher zu den Kernaufgaben von Pflegenden auf der Stroke Unit, erläuterte Prof. Waltraud Pfeilschifter auf einer Pressekonferenz der DSG.
Maßgeblicher Beitrag zum Behandlungserfolg
Für die Vorsitzende der DSG-Kommission „Fortbildung für Pflegekräfte auf der Stroke Unit“ tragen Pflegende maßgeblich dazu bei, Komplikationen zu verhindern oder frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Darüber hinaus fangen sie die Patienten in einer Situation plötzlicher Hilflosigkeit und existenziell Bedrohung emotional auf. Als Berufsgruppe, die am längsten und dichtesten am Patienten ist, sind Pflegende für Pfeilschifter auch die „Anwälte der Patienten“ im Behandlungsprozess. Aus Studien lasse sich ableiten, wie wichtig die Arbeit spezialisierte Pflegekräfte für das Behandlungsergebnis ist.
Pflegende auf Stroke Units brauchen Expertenwissen
Wie Pfeilschifter betonte, brauchen Pflegende auf Stroke Stroke für ihre Aufgaben mehr Fachwissen, das Examen könne sie nur am Rande dafür qualifizieren: „Die Fachgesellschaft hat früh erkannt, dass hier mehr Fachwissen hermuss: Spezielle Pflegekonzepte, die die frühe Rehabilitation unterstützen, aber auch eine Sprechfähigkeit in den medizinischen Belangen auf der Stroke Unit, um sich in das Team der Stroke Unit einbringen zu können.“ Wichtig sei es beispielsweise, dass Pflegende ihre Beobachtungen an das Team gut weitergeben können und auch gehört werden.
Auf diese Anforderungen hat die DSG bereits 2007 mit der Entwicklung eines Curriculums für die einjährige Fortbildung zur Stroke Nurse reagiert. Diese vermittelt das nötige Expertenwissen für die Pflege von Schlaganfallpatienten.
Trotz der langjährigen Fortbildungsbemühungen der DSG spüren, laut Pfeilschifter, auch die Stroke Units schmerzhaft den Fachkräftemangel. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege müssten daher langfristig attraktiver werden, erklärte die Neurologin und kritisierte die über lange Jahre anhaltende Betrachtung der Pflege als Kostenfaktor.
Arbeitsbedingungen - auch Klinikleitungen in der Pflicht
Als positives Zeichen wertete Pfeilschifter die zuletzt steigenden Ausbildungszahlen in der Pflege und die Einführung der PPR 2.0. Aber auch diese werde auf die Schnelle nichts ändern. Angehende Pflegespezialisten müssten auf Arbeitsbedingungen stoßen, die sie auch auf lange Sicht zufriedenstellen. Entscheidend sei neben den politischen und finanziellen Rahmenbedingungen auch ein gutes Arbeitsklima, betonte die Neurologin. Für die Berufszufriedenheit sei insbesondere das Verhältnis zwischen Ärzteschaft und Pflege ausschlaggebend. Klinikleitungen müssten der Pflege Gestaltungsmöglichkeiten einräumen und deren Beitrag zur Gesundung der Patienten wertschätzen. (ne)