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22.04.2021 | Sars-CoV-2 | Nachrichten

Pflegerische Versorgungsqualität leidet unter der Belastung

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Die dritte Coronawelle wirkt sich bereits jetzt deutlich auf die Situation von Intensivpflegenden aus. Aufgrund der hohen Belastung müssen sie immer häufiger Pflegemaßnahmen priorisieren und rationieren, berichtet die Pflegewissenschaftlerin Uta Gaidys.

Wie belastet ist aktuell das Gesundheitswesen? Und: Wie sieht die Situation auf den Intensivstationen und bei den Pflegekräften aus? In einem Gespräch mit dem Science Media Center machte am Dienstag Prof. Uta Gaidys vom Department Pflege und Management der HAW Hamburg deutlich: Die Pflegenden sind am Limit.

Seit 2020 begleitet Gaidys in einer Studie insgesamt rund 4500 Pflegende, davon knapp 840 Intensivpflegende, durch die Pandemie. Aktuell werden die Daten für die dritte Welle erhoben. Wie bereits in den ersten Befragungsrunden zeigt sich eine hohe Belastung aller Pflegenden, insbesondere auf den Intensivstationen.

Keine Zeit mehr für Ruhepausen

Hatte in der ersten Welle der Konflikt zwischen Berufstätigkeit und der Sorge um die eigene Gesundheit einen besonders hohen Stellenwert, sei dieser vor allem wegen der fast flächendeckenden Impfung des Pflegepersonals auch auf den Intensivstationen deutlich zurückgegangen. Aber: „Auf der anderen Seite sehen wir gerade in der dritten Welle eine unglaubliche Belastung des Personals, weil es keine Ruhepausen für die Pflegenden gibt“, erklärte Gaidys. Dies gelte sowohl innerhalb der Dienste als auch nach Dienstschluss.

Wie Gaidys berichtet, geben aktuell 80% der Pflegenden an, ihre Belastung sei gestiegen. Das gelte für Intensivpflegende, die unmittelbar Covid-19-Patienten versorgen als auch für Pflegende in anderen Bereichen wie der ambulanten oder stationären Altenpflege. In der ersten Welle, als elektive Eingriffe sehr stark zurückgefahren wurden, waren es nur 25%.

Pflegerische Leistungen werden priorisiert und rationiert

Besonders dramatisch ist die Situation aber auf den Intensivstationen: „Pflegende sagen, sie können nicht mehr so pflegen, wie sie eigentlich wollen. Sie müssen Abstriche machen, priorisieren und eben auch rationieren“, so die Hamburger Pflegewissenschaftlerin.

Sahen in der zweiten Welle 75 % der Intensivpflegenden Einbußen in der pflegerischen Versorgungsqualität, sind es in der aktuellen dritten Welle sogar 85% der Befragten. Die Pflegenden berichten beispielsweise von Einschnitten bei der Lagerung, der Mundpflege oder der Delirprophylaxe. „Originär pflegerische Aufgaben“, wie Gaidys betont, die aber einen Impact auf Outcome und unmittelbares Überleben der Patienten haben.

17 Prozent der Befragten ausstiegsgefährdet

Diese Dauerbelastung bleibt nicht ohne Folgen. Studienleiterin Gaidys schätzt, dass rund 17 % der befragten Pflegenden ausstiegsgefährdet sind. Mit einer wirklichen Veränderung der Situation nach der Pandemie rechnet sie nicht. Die Belastung im Gesundheitswesen werde auch langfristig hoch bleiben. Als Riesenproblem sieht Gaidys, die selbst lange Jahre in der Intensivpflege gearbeitet hat, zudem die Tatsache, dass die „unglaubliche Kompetenz und Spezialisierung bei Intensivpflegenden“ sich nicht in der finanziellen Bewertung der Arbeit widerspiegelt. Für viele Pflegende stellt sich damit auch die Frage, ob sich eine Spezialisierung, Fachweiterbildung oder Studium lohnt. (ne)

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