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23.12.2022 | Politik | Nachrichten

DPR: Leiharbeit in der Pflege überflüssig machen

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Der Deutsche Pflegerat (DPR) will den Ursachen und Auswirkungen der Leiharbeit in der Pflege entgegenwirken. Schlüsselfaktor seien bessere Arbeitsbedingungen. In einem Positionspapier fordert der DPR konkrete Maßnahmen.

Für den DPR ist Leiharbeit nicht das Problem, sondern das Ergebnis der schlechten Arbeitsbedingungen in der Branche. Der Einsatz von Leiharbeiter*innen liefere “keine nachhaltige Lösung“ für das Personaldilemma in der Pflege und helfe nur kurzfristig, so die Kritik.

Vielmehr sieht der DPR „gravierende Gefahren“ in der Leiharbeit: So könnten die Leiharbeitnehmer*innen die Qualitätsanforderungen nicht im gleichen Umfang gewährleisten wie die Stammbelegschaft. Dies gefährde die Versorgung. Zudem würden die festangestellten Mitarbeitenden häufig benachteiligt, was bei ihnen zu steigender Belastung und weiterer Unzufriedenheit führe. Auch der Aufwand und die Kosten für Kliniken und Pflegeeinrichtungen seien enorm hoch.

Gute Arbeitsbedingungen als Schlüsselfaktor

Mit einem Positionspapier wendet sich der Pflegerat an Politik, Kostenträger sowie die Arbeitgeber in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. Ziel müsse es sein, Leiharbeit durch gute Arbeitsbedingungen überflüssig zu machen.

DPR-Präsidentin Christine Vogler erklärte: „Der enorme Anstieg der Leiharbeit ist ein Symptom für die Krise in der Pflege. Sie hat ihren Ursprung in den unzureichenden Arbeitsbedingungen und im Personalmangel, die eine Kompensation bei einem Ausfall des Stammpersonals nicht erlauben.“

Als weitere Faktoren nannte Vogler Zeitmangel, das Fehlen verlässlicher Dienstpläne sowie unattraktive Arbeitszeiten. Dadurch seien die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Work-Life-Balance enorm erschwert. Auch das Gehalt und teilweise fehlende Führungskompetenzen in den Einrichtungen spielten eine Rolle.

Um gute Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen zu schaffen, fordert der DPR in seinem Positionspapier die Umsetzung folgender Maßnahmen:  

  1. Eine refinanzierte Personalausstattung, die anhand eines Pflegepersonalbemessungsinstruments vom Pflegebedarf der Patient*innen bzw. Bewohner*innen abgeleitet wird
  2. Verbesserung der Rahmenbedingungen, z. B. Umsetzung von Ausfallkonzepten
  3. Vorhaltung von Springerpools im Umfang der Ausfallzeiten
  4. Stärkung der Führungskompetenz, u. a. durch Ausbau der Personalbindung und -entwicklung durch akademisch ausgebildete Leitungspersonen
  5. Eine angemessene Vergütung der Pflegefachpersonen, Hebammen und Leitungspersonen, die der beruflichen Verantwortung gerecht wird
  6. Arbeitsentlastung durch den Ausbau der Digitalisierung, insbesondere im Bereich des Einsatzes von elektronischen Dokumentationen bei Patient*innen und Bewohner*innen
  7. Entlastung der Pflegefachpersonen und Hebammen von pflegefremden Tätigkeiten durch refinanzierte Servicekonzepte und deren Umsetzung
  8. Transparenz bzgl. der Qualifikation von Leiharbeitnehmer*innen
  9. Transparenz über den Einsatz von Leiharbeitnehmer*innen gegenüber den zu pflegenden Personen und ihren Angehörigen
  10. Offenlegung und Begrenzung der Gewinnmargen der Leiharbeitsfirmen
  11. Verpflichtende Ausfallzahlung der Leiharbeitsfirma an den Entleihenden bei Nichteinhaltung des vertraglich festgelegten Leihumfangs nach Qualifikation, Umfang und Einsatzzeiten der Leiharbeitnehmer*innen

Anfang November hatte sich bereits der Bundesverband Pflegemanagementdeutlich für eine Regulierung der Zeitarbeit in der Pflege ausgesprochen. (ne)

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