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08.04.2021 | Pflegewissenschaft | Nachrichten

Wirbel um Auflösung von Pflegewissenschaftlicher Fakultät

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Die Schließung der pflegewissenschaftlichen Fakultät an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) schlägt derzeit hohe Wellen. Verbände und Organisationen sehen darin einen herben Rückschritt für die Entwicklung der Pflege in Deutschland.

Kurz vor Ostern ging eine Mitteilung der Provinzleitung der Pallottiner, dem Träger der PTHV, fast in der Berichterstattung unter: Die Pflegewissenschaftliche Fakultät der PTHV in Vallendar soll stillgelegt werden. Angeführt werden wirtschaftliche Gründe in einem für den privaten Träger schwierigen Umfeld. Auch die Hoffnung, dass Pflege in Deutschland akademisiert wird, habe sich „nicht im nötigen Maß“ erfüllt.

Das Aus für die Fakultät entwickelt sich zu einer Entscheidung mit Symbolcharakter. Der Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, Markus Mai, bringt es in einem offenen Brief an die Landesregierung auf den Punkt: „Die einzige pflegewissenschaftliche Fakultät in Deutschland wird aufgelöst, weil die finanziellen Mittel für eine Aufrechterhaltung fehlen“.

Rückschritt für die Entwicklung der Pflege

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) sieht in der Schließung einen Rückschritt für die Entwicklung der Pflege in Deutschland und fordert den Träger der Hochschule auf, seinen Beschluss zu überdenken. „Im internationalen Vergleich ist Deutschland jetzt schon beim Grad der Akademisierung der Pflege ein Entwicklungsland“, erklärte DBfK-Präsidentin Christel Bienstein am Mittwoch. „Deshalb braucht es in Zukunft mehr und nicht weniger Angebote für Pflegewissenschaft.“

Die Fakultät in Vallendar mit rund 300 Studierenden ist die einzige an einer deutschen Universität. Etwa 100 Studierende sind im Lehramt Pflege eingeschrieben. Die Fakultät gilt zudem als „Hotspot“ für pflegewissenschaftliche Promotionen. Das ist von besonderer Bedeutung, wie Bienstein betont, da bereits heute viele Professuren an Hochschulen im deutschsprachigen Raum nicht besetzt werden können.

Von allen Seiten sind die Reaktionen eindeutig: Der Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe (BLGS) beklagt einen „herben Verlust“ für die Lehrer*innenausbildung. Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) nennt die Schließung ein „Alarmzeichen“, denn die pflegewissenschaftliche Basis sei „elementar für die Profession.“

Landesregierung soll handeln

Die Pflegekammer Rheinland-Pfalz erinnert die Landespolitik an ihre Verantwortung und ruft diese auf, sich für den Erhalt dieser „einzigartigen Fakultät“ einzusetzen. Ansonsten befürchte man ein weiteres Einbrechen der Akademisierung der Pflege. Schon seit Jahren habe die Pflegekammer eine wesentlich höhere finanzielle Beteiligung des Landes an den Ausgaben auch dieser Hochschule gefordert. Dies sei mit Verweis auf deren privaten Status stets abgelehnt worden.

Diese Einstellung lässt die Pflegekammer nicht gelten: „Wir können uns nicht auf der einen Seite für eine Stärkung der beruflichen Pflege stark machen und zeitgleich bei der Akademisierung aufgrund wissenschaftspolitischer Ideologien und Denkhemmungen sparen.“ (ne)

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