Skip to main content

04.12.2017 | Obstipation | Online-Artikel

Obstipation: Verstopfung erkennen, behandeln und vorbeugen

verfasst von: Dr. Yvette Zwick

Verstopfung (Obstipation) ist ein häufiges Phänomen, dennoch oft ein Tabuthema. In der medizinischen Terminologie spricht man von Obstipation, wenn es weniger als dreimal pro Woche zur Darmentleerung, sprich Defäkation, kommt. Die physiologische Stuhlfrequenz variiert bei gesunden Erwachsenen zwischen drei Stuhlentleerungen pro Tag und drei pro Woche. Dabei unterliegt der Stuhlabsatz einem individuellen Rhythmus.

Obstipation: Symptome und Ursachen

Druck und Schmerzen im Oberbauch können ein Anzeichen für Obstipation sein. © Adam Gregor/FotoliaDruck und Schmerzen im Bauch können ein Anzeichen für Verstopfung sein.

Wie erkennen Pflegekräfte, dass beispielsweise Heimbewohner an Verstopfung leiden? Anzeichen einer Obstipation sind starkes Pressen beim Toilettengang, schmerzhafte, verzögerte und erschwerte Stuhlausscheidung sowie Druck und Schmerzen im Oberbauch. Betroffene selbst verstehen unter Verstopfung Stuhldrang, starkes Pressen, das Gefühl der unvollständigen Entleerung, subjektive Beschwerden und feste Stuhlkonsistenz. Meist kommt bei einer Verstopfung harter und trockener Stuhl verzögert.

Ursachen einer Obstipation können unter anderem Bewegungsmangel, Muskelschwäche, Bettlägerigkeit, Fehlernährung, ballaststoffarme Ernährung, Medikamente (zum Beispiel Eisenpräparate, Antiparkinsonmedikamente oder Opiate), Krankheiten und Stress sein.

Akute und chronische Obstipation: Was müssen Pflegende wissen?

Beschwerden einer akuten Verstopfung ähneln den Symptomen einer chronischen Obstipation. Eine akute Verstopfung ist zwar selten, doch falls zeitgleich heftige Schmerzen auftreten, der Bauch anschwillt, Stuhl erbrochen wird oder der Patient einen Schock erleidet, muss der Betroffene sofort medizinisch betreut werden. Dahinter könnte sich zum Beispiel ein Darmverschluss verbergen, der eine zeitnahe Operation erfordert. Eine akute Verstopfung kann zudem infolge eines Schlaganfalls auftreten.

Die Prävalenz chronischer Obstipationsbeschwerden liegt hierzulande bei 5 bis 15 Prozent der Bevölkerung. Die chronische Verstopfung ist damit eine häufige Gesundheitsstörung. Sie kann je nach Ursache in eine kologene ("Slow-transit-Obstipation"), in eine anorektale (Störungen im Bereich des Enddarms und Afters) und in eine idiopathische Obstipation unterteilt werden.

Wie wird die Verstopfung in der Pflege behandelt?

Bei Verdacht auf eine Obstipation sind die Pflegekräfte angehalten, frühzeitig einen Arzt hinzuziehen, um rechtzeitig therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Dieser wird über das weitere Prozedere entscheiden.

Zu allgemeinen Therapiemaßnahmen gehören nicht-medikamentöse Maßnahmen wie ausreichende Flüssigkeitszufuhr (1,5 bis 2 Liter täglich), Ballaststoffe und das Meiden von Nahrungsmitteln, die Obstipationen begünstigen, sowie körperliche Aktivität. Auch ein regelmäßiger Toilettengang, für den man sich ausreichend Zeit nehmen sollte, zählt hierzu.

Daneben gibt es medikamentöse Maßnahmen, darunter Laxantien (Abführmittel) und Quellmittel. Osmotisch wirksame Laxantien (Osmotika), die den Wasseranteil im Stuhl erhöhen, indem sie die Flüssigkeit im Darmlumen zurückhalten, lassen sich weiter unterteilen in salinische (Glaubersalz, Bittersalz, Karlsbader Salz) und nicht-salinische Abführmittel (Makrogol). Die manuelle Ausräumung zum Lösen der Verstopfung bei schwerer Obstipation und Kotsteinbildung gilt als Ultima ratio, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind.

Chronische Obstipation: Behandlung nach Leitlinie

Es wird empfohlen einem Stufenschema der chronischen Obstipation zu folgen. Macrogole, Natriumpicosulfat und Bisacodyl gelten laut der AWMF-Leitlinie "Chronische Obstipation bei Erwachsenen" als Arzneimittel der ersten Wahl. Daneben können bei chronischer Obstipation Anthrachinone oder Lactulose Anwendung finden. Salinische Laxantien oder Paraffinöl hingegen bergen die Gefahr potenzieller unerwünschter Arzneimittelwirkungen und sollten bei chronischer Obstipation nicht eingesetzt werden. Auch Klysmen sollten nicht dauerhaft angewendet werden.

Obstipationsprophylaxe: Verstopfung vorbeugen

Was wird in der Pflege vorbeugend zur Vermeidung von Verstopfung getan? Ziel der Prävention ist eine regelmäßige, beschwerdefreie Defäkation.

Neben Toilettentraining, Ruhe, Regelmäßigkeit und Zeit auf der Toilette, obliegt Pflegekräften und Ärzten auch die Ernährungs- und Bewegungsberatung mit Anleitung zu aktiven Bewegungsübungen bei mobilen Patienten. Bei bettlägerigen Patienten muss die Pflege eventuell Ernährung und Flüssigkeitszufuhr anpassen und gegebenenfalls Abführmittel verabreichen und Bewegungsübungen  durchführen.

So kann beispielsweise zur Stärkung der Bauchmuskulatur eine isometrische Bauchpresse (Bauch zehn Sekunden kräftig einziehen und langsam entspannen, fünf Wiederholungsübungen) eine günstige Wirkung auf die Darmmotilität haben. Auch Bauchmassagen beim Waschen und Eincremen, beginnend rechts im Unterbauch gehören zu den vorbeugenden Maßnahmen.

Literatur

H. Mönnikes, M. Goebel-Stengel, M. Schmidtmann et al.: Chronische Obstipation. Gastroenterologe 2013, 8, 425–431. DOI: 10.1007/s11377-013-0784-0

Döbele M, Becke U: Stuhlausscheidung. In: M. Döbele, U. Becker (Hrsg.): Ambulante Pflege von A bis Z. DOI 10.1007/978-3-662-49885-9. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016.

AWMF-Leitlinie Chronische Obstipation: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) und der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). 2013 http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-019.html

Schütz D: Chronische Obstipationen gezielt behandeln. Heilberufe/Das Pflegemagazin 2012 (64/3):37-40.

Die Hintergründe zu diesem Inhalt