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Erschienen in: Heilberufe 10/2021

01.10.2021 | Pflege Kolleg Zur Zeit gratis

Nachgefragt ... bei Prof. Peter Berlit

Erschienen in: Heilberufe | Ausgabe 10/2021

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Neurologische Erkrankungen und die Therapien sind sehr komplex. Pflegende in dieser spezialisierten Versorgung benötigen deshalb hohe Fachkompetenz und ein besonderes Maß an Empathie. Darüber sprachen wir mit dem Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).
Die Neurologie gilt als besonders pflegeintensiv - welche Gründe hat das?
Berlit: Ein Grund ist, dass viele unserer Patientinnen und Patienten neurologische Aus- fallerscheinungen haben, seien es Lähmungen, Spastik oder Bewegungsstörungen. Das führt dazu, dass die Mobilität dieser Patienten z.T. stark eingeschränkt ist und sie sich oft nicht mehr selbst versorgen können, und so auch alltägliche Dinge wie Nahrungsaufnahme oder Körperpflege schwerfallen. Hinzu kommt, dass einige auch Probleme mit der Kommunikation haben, entweder weil sie Sprechstörungen haben, also nicht mehr richtig artikulieren können, oder sie z.B. auf Grund eines Schlaganfalls unter einer Aphasie leiden, also auch das Sprachverständnis beeinträchtigt ist. Oder es kommen kognitive Einschränkungen dazu, wie bei jenen, die an Demenz erkrankt sind. Das sind nur einige der Herausforderungen, die Pflegenden in der neurologischen Versorgung begegnen, und dafür benötigen sie nicht nur ein besonderes Maß an Empathie, sondern auch eine hohe Fachkompetenz.
Welchen Ansprüchen muss eine MS-Nurse genügen? Wie wichtig sind Kenntnisse zu Krankheitsbild, Diagnostik und Therapie?
Berlit: Diese Kenntnisse sind sehr wichtig, denn die Erkrankung und die Therapien sind sehr komplex. Die MS-Nurses übernehmen einen großen Teil der Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten im Alltag. Die Pflegekraft muss wissen, was die Fatigue bei einer MS ist oder wie häufig kognitive Beeinträchtigungen bei MS sind. Auch muss die MS-Pflegekraft in der Lage sein, dem Patienten/der Patientin zu zeigen, wie man sich selbst Spritzen setzt, intramuskulär oder subkutan. Aber auch die Überwachung von Nebenwirkungen zählt zu den zentralen Aufgaben der MS-Nurse. Sie/er muss im Blick haben, in welchen Abständen bestimmte Kontrollen wie Blutuntersuchungen, Kreislaufkontrollen oder Augenuntersuchungen durchzuführen sind. Die Kommunikation, das Therapie- und Nebenwirkungs-Monitoring und die Vermittlung von praktischen Fertigkeiten, auch unter Berücksichtigung der oft nicht so offensichtlichen Handicaps von MS-Patientinnen und -patienten, das ergibt insgesamt ein sehr hohes Anforderungsprofil.
Worauf kommt es bei der pflegerischen Betreuung besonders an?
Berlit: Ein Bereich, bei dem die Pflege stark gefordert ist, sind die autonomen Störungen, insbesondere Blasenstörungen. Häufig ist ein Selbst-Katheterismus erforderlich, was die Betroffenen unter kompetenter Anleitung erlernen müssen. Wichtig ist meines Erachtens auch, dass MS-Nurses die sexuellen Dysfunktionen im Blick haben, die im ärztlichen Gespräch oft zu kurz kommen, aber die Lebensqualität der Betroffenen oft sehr stark einschränken. Das Pflegepersonal ist oft viel näher an den Patientinnen und Patienten dran und genießt auch ein besonderes Vertrauen. Die in der Pflege tätigen Menschen sind eine ganz wichtige Schnittstelle zwischen Ärztin/Arzt und Patientin/Patient.
Welche Karrierechancen haben Pflegekräfte in der Neurologie?
Berlit: Die Neurologie bietet Pflegekräften ein interessantes Handlungsfeld und gute berufliche Perspektiven. Es gibt in Deutschland bereits viele Angebote, mit denen sich Pflegende qualifiziert in der Neurologie weiterbilden können, aber diese sind zum Teil recht unterschiedlich und auch nicht in der Fläche verfügbar. Die DGN will diese Angebote vereinheitlichen und deutschlandweit etablieren. Auf der Basis DGN-zertifizierter Curricula werden wir gemeinsam mit unseren Partner-Fachgesellschaften standardisierte Fortbildungen anbieten können, etwa zur Stroke-Nurse oder zur MS-Nurse. Weitere Fortbildungen sollen die Fachgebiete Parkinson, Epilepsie und Demenz umfassen. Erste Konzepte dafür werden auf dem DGN-Kongress im November vorgestellt und diskutiert, und wir hoffen, die ersten DGN-zertifizierten Fortbildungen im Jahr 2022 starten zu können. Außerdem arbeitet die DGN an der Akademisierung der Pflege und will einen Masterstudiengang "Neurologische Pflege" ins Leben rufen. An mehreren Universitäten gibt es zwar bereits einen Bachelor-Studiengang für Pflegewissenschaften, einen anschließenden Master kann man aber bisher nicht in der Neurologie machen - und das soll sich ändern! Die DGN möchte attraktive Karriereaussichten und Entwicklungsmöglichkeiten für engagierte Pflegekräfte bieten.
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Metadaten
Titel
Nachgefragt ... bei Prof. Peter Berlit
Publikationsdatum
01.10.2021
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Heilberufe / Ausgabe 10/2021
Print ISSN: 0017-9604
Elektronische ISSN: 1867-1535
DOI
https://doi.org/10.1007/s00058-021-2131-z

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