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24.01.2019 | #KongressPflege | Nachrichten

Umdenken in der Pflege – Mut zur Veränderung

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Wie lassen sich die Rahmenbedingungen in der Pflege verbessern? Darüber diskutierten heute in Berlin Vertreter aus Politik, Management und Pflegepraxis. Einigkeit bestand vor allem in einem Punkt: Ohne Mut und Kreativität sind nachhaltige Veränderungen nicht zu haben.

Kongress Pflege 2019 © SpringerPflege / Britta PedersenAuftakt zum Pflegekongress mit (v.l.n.r.) Falk H. Miekley (Director Professional Care, Springer Pflege), Andrea Albrecht (Pflegedirektorin Lukaskliniken Neuss), Andreas Westerfellhaus (Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung), Oberin Doreen Fuhr (DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.), Alexander Warnke (Pfleger bei den DRK-Kliniken Berlin und Gründer der Kreativwerkstatt).

Zum Jahresbeginn hat die Bundesregierung zahlreiche Neuerungen auf den Weg gebracht, um die Pflege zu stärken. Auch die Konzertierte Aktion Pflege soll entsprechende Konzepte liefern. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass es nicht bei bloßen Absichtserklärungen bleibt“, stellte der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, auf der Eröffnungs-Pressekonferenz des Kongresses Pflege 2019 klar. „Was wir brauchen, sind neue Lösungen, auch wenn sie Gegenwind erzeugen oder unkonventionell erscheinen.“ Die Vergangenheit habe gezeigt, dass es Zeit ist, neue Wege zu gehen. „Die Instrumente der letzten 30 Jahre haben nicht funktioniert“, so  Westerfellhaus.

Seine Vorschläge betreffen unter anderem: Prämien für Berufsrückkehrer und Teilzeitaufstocker, innovative Arbeitszeitmodelle wie zum Beispiel 80 Prozent arbeiten bei vollem Lohn, oder Zuschläge außerhalb der Pflegevergütung für Arbeitgeber, die gute Arbeitsbedingungen bieten. Mit dem heute gestarteten „Projekt zur Umsetzung guter Arbeitsbedingungen in der Pflege“, will Westerfellhaus insbesondere kleine und mittelständische Pflegeeinrichtungen unterstützen, gute Arbeitsbedingungen umzusetzen.   

Dass Veränderung möglich ist, zeigen aus Sicht von Westerfellhaus Häuser wie die Frankfurter Rotkreuz-Kliniken die mit der Einführung der 35-Stunden-Woche für das Pflegepersonal einen „mutigen Schritt“ gegangen seien. „Die Politik tut was“, so Westerfellhaus, „aber auch die Arbeitgeber müssen ihren Anteil leisten“.

Arbeitgeber gehen mit gutem Beispiel voran

Viele Häuser nehmen diese Verantwortung bereits sehr ernst. Dazu zählen auch die DRK-Schwesternschaften Berlin.  „Die Konzertierte Aktion Pflege ist ein richtiger und wichtiger Schritt“, so Oberin Doreen Fuhr, Vorsitzende der Schwesternschaften. Arbeitgeber dürften sich aber nicht darauf verlassen, dass die Politik „das schon macht“. Für viele Häuser ginge es heute um die blanke Existenz. Kein Arbeitgeber könne es sich mehr leisten, Themen wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Qualifizierung in der Pflege zu vernachlässigen. Die Themen der Konzertierten Aktion seien bei vielen Arbeitgebern längst auf der Tagesordnung.

Dabei geht es auch um Glaubwürdigkeit. „Die Pflegenden merken, ob das ernst gemeint ist“, so Fuhr. Mit oberflächlichen Maßnahmen oder mittels reiner PR-Konzepte, werde es nicht gelingen, den Pflegeberuf attraktiv zu machen, ist die Oberin überzeugt. Vielmehr ginge es darum auch die inneren Werte des Unternehmens in Angriff zu nehmen. So räumen die Rotkreuz-Kliniken Berlin insbesondere dem Pflegenachwuchs Freiräume ein. In einer „Kreativ-Werkstatt“ entwickeln junge Pflegende wie Mitbegründer Alexander Warnke, unkonventionelle Konzepte und Ideen. Und die finden auf der Führungsebene auch Gehör. Eine neue und anfangs irritierende Erfahrung für die jungen Pflegenden. Für Warnke ist vor allem die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns ein entscheidender Motivationsfaktor in der Pflege.

Auch die Lukaskliniken Neuss gehen erfolgreich neue Wege. Pflegedirektorin Andrea Albrecht führte dort vor drei Jahren einen 50 Mitarbeiter starken „Flexpool“ ein, der Arbeitsausfälle und Arbeitsspitzen kompensiert. „Dort arbeiten vor allem Mitarbeiter, die besondere Anliegen an die Arbeitszeit haben“, erklärt Albrecht. Diese erhalten drei Monate im Voraus einen verbindlichen Dienstplan, der ihnen eine verlässliche Planung erlaubt. Es gilt das Prinzip: ‚Du darfst arbeiten, wie du willst, ich als Arbeitgeber sage dir, wo.’ Das System habe sich etabliert. Albrecht resümiert: „Seit zwei Jahren rennen uns begeisterte Pflegekräfte die Tür ein. Warum machen sie das? Weil sie endlich so arbeiten können, wie sie wollen.“  (ne)

Kongress Pflege 2019

Dr. Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil eröffnen morgen gemeinsam den zweitägigen Kongress, veranstaltet von Springer Pflege. Wie jedes Jahr zieht die Veranstaltung rund 1.700 Teilnehmer an, darunter Pflegemanager, Pflegekräfte aus allen Versorgungsbereichen, Lehrende der Gesundheitsberufe, Vertreter der Berufspolitik und Juristen. Im Rahmen des Kongresses findet der 24. Pflege-Recht-Tag statt sowie die Preisverleihung des Pflegemanagement-Awards 2019.

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