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03.03.2022 | Sars-CoV-2 | Nachrichten

Unterversorgung durch Teil-Impfpflicht erwartet

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Mit der Impfpflicht in Pflegeeinrichtungen droht ab Mitte März ein Versorgungsdefizit von rund 15%. Das geht aus einer Studie der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH) hervor.

Symbolbild © Hans-Jürgen Wiedl / dpa-Zentralbild / ZB / picture allianceVor allem in der ambulanten Pflege zeichnen sich laut Umfrage ab Mitte März Versorgungsengpässe ab.

Seit Wochen wird über die Auswirkungen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht auf die pflegerische Versorgung diskutiert. Eine online-Umfrage von ASH-Wissenschaftler*innen liefert Zahlen. Bundesweit rund 1.800 Einrichtungen und Dienste mit knapp 130.000 Mitarbeiter*innen nahmen an der Befragung teil, die Professor Johannes Gräske und Theresa A. Forbrig vom 23. Januar bis 15. Februar durchführten. Gegenstand der Befragung waren die Impfquoten und die erwarteten Auswirkungen der Impfpflicht auf die Versorgungskapazitäten.

Durchschnittliches Versorgungsdefizit von 15,3%

Wie die Studienergebnisse zeigen, sind die Pflegenden bereits im hohem Maße geimpft. Mit über 82% liegt die durchschnittliche Impfquote über der der Allgemeinbevölkerung. Auch wenn die befragten Leitungskräfte mit einem weiteren Anstieg der Impfquote rechnen, gehen sie davon aus, dass sie unter 90 % bleiben wird. Die Impfquote variiert zwischen den teilnehmenden Einrichtungen deutlich: 656 Einrichtungen und Dienste gaben eine Impfquote von über 95 % an, 203 Einrichtungen und Dienste hingegen eine Impfquote von unter 70%

Bei konsequenter Umsetzung des Betretungsverbotes habe dies direkte Auswirkungen auf die Versorgungskapazität, so die Studienautoren. Auf Grundlage der vorliegenden Daten erwarten die Einrichtungen zum Stichtag 16. März ein Versorgungsdefizit von durchschnittlich 15,3 %.

Große regionale Unterschiede und zwischen den Versorgungsformen

Bezogen auf die einzelnen Versorgungsformen wäre die ambulante Pflege am stärksten betroffen. Rund 200.000 Menschen könnten demnach nicht mehr pflegerisch versorgt werden - fast 20 % weniger als jetzt (-19,9%). In Krankenhäusern wären es rund 2,5 Millionen (-13,1 %) und in der stationären Langzeitpflege rund 50.000 (-5,9%) Menschen.

Diese Zahlen variieren von Bundesland zu Bundesland erheblich: Die höchsten Rückgänge würden in Sachsen (31,3%), Brandenburg (21,9%) und Thüringen (21,5%) erwartet. Aber auch in Sachsen-Anhalt (18,7%), Bayern (18,0%), Mecklenburg-Vorpommern (17,3%), Baden-Württemberg (15,4%) und Hessen (15,3%) rechneten die befragten Leitungspersonen mit „nicht unerheblichen Versorgungslücken“. Am stärksten betroffen wäre stets die ambulante Pflege.

Notfallpläne entwickeln

Um eine Unterversorgung von pflegebedürftigen Menschen zu vermeiden, empfehlen die ASH-Wissenschafter der Politik ein Maßnahmenbündel: So raten sie, die Sorgen der Einrichtungen ernstzunehmen und die Regelungen zur Einhaltung des Immunitätsnachweises zu kommunizieren. Vor Ort in den Einrichtungen seien zielgruppenspezifische Aufklärungsangebote zur Corona-Impfung erforderlich, alternative Impfstoffe seien anzubieten. 

Nicht zuletzt braucht es aus Sicht der Autoren Notfallpläne, falls die Versorgung nicht mehr sichergestellt werden kann. Auch die zusätzliche Arbeitsbelastung durch eine geringere Personalausstattung müsste Berücksichtigung finden. (ne)

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