Bei Krebskranken werden deutlich häufiger Durchbruchsinfekte registriert als bei anderen geimpften Patientinnen und Patienten. Die Unterschiede sind jedoch je nach Zeitraum oder Therapiestatus mehr oder weniger ausgeprägt. Deutlicher sind die Zahlen zu Hospitalisierung und Sterberisiko.
Eine aktive Krebstherapie kann die Wirksamkeit der Corona-Schutzimpfung beeinträchtigen.
Krebskranke mit COVID-19 haben zum Teil ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, dies betrifft vor allem Patienten mit hämatologischen Tumoren und solche mit einer aktiven Krebstherapie. Umso wichtiger ist es, Krebskranke durch eine Impfung gut gegen das Pandemievirus zu schützen. Allerdings reagiert das Immunsystem gerade von Patienten mit hämatologischen Tumoren und solchen mit aktiver Behandlung nicht immer ausreichend gut auf die Impfung – die Serokonversionsraten sind geringer als die bei anderen Krebskranken, der Impfschutz lässt schneller nach. Hinzu kommen neue Varianten wie Omikron, welche den Impfschutz umgehen. All das könnte dazu führen, dass Krebskranke vermehrt Impfdurchbrüche und schwere Corona-Verläufe erleiden. Wie Gesundheitsforscher um Dr. William Wang von der Case Western Reserve University in Cleveland berichten, ist das Risiko für Durchbruchsinfekte bei Krebskranken im Vergleich zu anderen Patienten tatsächlich um etwa ein Viertel erhöht, und bei solchen Infekten besteht nach wie vor ein hohes Hospitalisierungs- und Sterberisiko.
Zu diesem Schluss kommen die Forscher, nachdem sie elektronische Krankenakten von rund 45.300 Patienten mit und 591.000 ohne Krebs über die Plattform TriNetX Analytics ausgewertet haben. Das System ermöglich Zugriff auf anonymisierte Gesundheitsdaten von etwa 90 Millionen US-Amerikanern. Für die Auswertung berücksichtigten die Forscher nur Patienten, die zwischen Dezember 2020 und November 2021 komplett gegen Corona geimpft wurden und keine bekannte SARS-CoV-2-Infektion vor der Impfung aufwiesen. Ferner wurden nur Krebspatienten mit den zwölf häufigsten Tumoren in die Analyse aufgenommen.
14% mit Durchbruchsinfekten
Wie sich zeigte, war in den elektronischen Akten bis Ende November 2021 bei knapp 14% der geimpften Krebskranken eine SARS-CoV-2-Infektion registriert worden, aber nur bei rund 5% der Geimpften ohne Krebs. Durchbruchsinfekte traten damit unter Krebskranken fast dreifach häufiger auf als unter anderen Patienten. Besonders oft betroffen waren Patienten mit Tumoren des Pankreas (25%), der Leber (23%), der Lunge (20%) und des Darms (18%), nicht aber wie befürchtet solche mit hämatologischen Krebsformen (15%).
Eine deutlich weniger dramatische Risikoerhöhung ergab sich, wenn das Team um Wang Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen und bekannte COVID-Risikofaktoren berücksichtigte, dann kamen die Forscher insgesamt nur noch auf ein um 24% erhöhtes Risiko für Durchbruchsinfekte bei Krebskranken. Dies betraf allen voran Patienten mit Tumoren der Leber (plus 78%), der Lunge (plus 73%), des Darms (plus 54%) und der Blase (plus 43%).
32% hospitalisiert
Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne Krebs gab es primär im ersten Halbjahr 2021, dies könnte auch an einem bereits nachlassenden Impfschutz der besonders früh geimpften Krebskranken gelegen haben. Gegen Ende 2021 kam es auch bei Patienten ohne Krebs zu einem deutlichen Anstieg der Infektionsrate, sodass sich die Inzidenzen kaum noch unterschieden – möglicherweise sorgte hier Omikron für einen gewissen Gleichstand.
Das erhöhte Risiko für Durchbruchsinfekte beschränkte sich ferner auf Krebspatienten, die aktiv behandelt wurden, nicht aber auf solche ohne krebsbedingte medizinische Kontakte. Es lässt sich daher nicht sagen, ob die aktive Krebserkrankung, die Therapie oder schlicht der Umstand, dass Patienten in Behandlung häufiger auf COVID untersucht werden, zu einer höheren Rate von erfassten Durchbruchsinfekten geführt hat.
Deutlicher sind jedoch die Zahlen zur Hospitalisierung. Im Untersuchungszeitraum mussten knapp 32% der Krebskranken mit und 4% ohne Durchbruchsinfekte in eine Klinik, jeweils 6,7% und 1,3% starben. Unter Berücksichtigung von Begleitfaktoren war die Hospitalisierungsrate 13-fach, die Sterberate 7-fach erhöht – bezogen auf Krebskranke ohne Durchbruchsinfekte.
Bei den Patienten ohne Krebs ergaben sich ähnlich Unterschiede, wenn auch auf niedrigerem Niveau: 26% mit und 3% ohne Durchbruchsinfekte mussten in eine Klinik, jeweils 2,7% und 0,5% starben.
Quelle: Springer Medizin
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Wie häufig sind SARS-CoV-2-Durchbruchsinfekte bei Krebskranken? Antwort: In den USA sind im ersten Jahr der Coronaimpfung knapp 14% der komplett geimpften Krebskranken an COVID erkrankt, aber nur 5% der geimpften Patienten ohne Krebs. Die Hospitalisierungs- und Sterberate von Krebskranken mit Corona war um ein Vielfaches höher als von Krebskranken ohne die Infektion. Bedeutung: COVID-19 bleibt für Krebskranke trotz Impfung gefährlich. Einschränkung: Erhöhte Rate von Durchbruchsinfekten vor allem bei Patienten mit Krebstherapie – dies ist möglicherweise durch verstärkte Kontrollen bedingt. Reverse Kausalität möglich: Hospitalisierte Patienten werden vermehrt auf SARS-CoV-2 getestet, die Infektion ist aber bei Geimpften oft nicht der Grund für die Klinikaufnahme. |