Seit dem 20. März 2020 vermittelt Medwing über wirwollenhelfen.com kostenlos medizinische Fachkräfte, die momentan nicht (mehr) im Gesundheitsbereich tätig sind. Die Gründer, Dr. Timo Fischer und Johannes Roggendorf, erklären, wie die Plattform funktioniert.
Die beiden Gründer von medwing.com: Dr. Timo Fischer (links) und Johannes Roggendorf (rechts)
Herr Roggendorf, wie sind Sie auf die Idee zu wirwollenhelfen.com gekommen?
Roggendorf: Gemeinsam im Team haben wir uns überlegt, welchen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Krise wir leisten können. Gerade als Unternehmen in der Gesundheitsbranche haben wir jetzt eine besondere Verantwortung. Dazu auch die bewusste Entscheidung, unser Know-how, unsere Kapazitäten und Ressourcen unter der gesonderten Brand – WIR WOLLEN HELFEN – kostenlos anzubieten. Während der Corona-Krise wollen wir zeigen, dass wir unsere Technologie auch dazu nutzen können, den Häusern, die aktuell Unterstützung in der Rekrutierung von Fachkräften benötigen, unbürokratisch und schnell zu helfen.
Wie genau funktioniert Ihre Plattform, Herr Fischer?
Fischer: Diejenigen, die eine Fachausbildung in der Gesundheitsbranche absolviert und momentan freie Kapazitäten haben, können sich bei uns via wirwollenhelfen.com registrieren. Parallel nennen uns die Krankenhäuser ihren Bedarf. Unsere Technologie macht das Matching dann möglich. Darüber hinaus koordinieren wir mit viel Manpower Interviews, sichten Lebensläufe und Zeugnisse und führen Erstgespräche durch, um die Klinken weiter zu entlasten.
Von wie vielen Pflegenden, die momentan nicht in der Pflege arbeiten, gehen Sie aus?
Fischer: Über 300.000 werden es bei den Pflegefachpersonen sein – und auch bei den Medizinern sind es sicher mehr als 50.000.
Wie lange dauert es durchschnittlich bis zur Vermittlung?
Roggendorf: Heute machen wir tatsächlich schon die ersten direkten Vermittlungen – erst drei Tage, nachdem wir mit wirwollenhelfen.com gestartet sind. Ansonsten warten wir erst einmal, bis die Krankenhäuser mehr Bedarf haben, idealerweise bevor sie überlastet sind. Je nach Krankenhaus und Region kann das unterschiedlich lange dauern. Wir bauen aber schon jetzt einen großen Pool an medizinischen Fachkräften auf, um dann gemeinsam mit den Kliniken die Sondereinsätze bestmöglich zu organisieren – denn gerade dabei benötigen sie jetzt auch Unterstützung.
In welchen Regionen nehmen Sie einen erhöhten Personalbedarf wahr?
Roggendorf: Überall. Flächendeckend, in ganz Deutschland.
Welche Qualifikationen werden von Kliniken am meisten gesucht?
Fischer: Intensiv-Gesundheits- und Krankenpfleger, Beatmungsausbildung und generell Gesundheits- und Krankenpfleger.
Macht es für Pflegefachpersonen, die schon lange nicht mehr in der Pflege arbeiten oder keine Intensivfachweiterbildung haben, überhaupt Sinn, sich bei Ihnen zu registrieren? Werden Sie wirklich gebraucht?
Fischer: Ja, natürlich – momentan mehr denn je! In vielen Krankenhäusern werden gerade Schnellschulungen durchgeführt und auch Gesundheits- und Krankenpfleger aus anderen Abteilungen umgeschichtet. Somit gibt es nun überall Bedarf. Generell kann sich jeder bei uns registrieren. Je nach Entwicklung in der jeweiligen Region kommen wir dann auf die einzelnen Personen zu. Es ist wichtig, diesen Fachkräfte-Pool bereits jetzt anzulegen, damit wir dann, sobald Unterstützung gebraucht wird, sofort vermitteln können. Kurzum: gerade jetzt ist Jeder gefragt. Jede helfende Hand kann Leben retten.
Das Interview führte Josefine Baldauf