Bundesweit haben massenhaft Impfberechtigte Impftermine mit dem AstraZeneca-Impfstoff nicht wahrgenommen. Auch unter Pflegenden gab und gibt es Vorbehalte. Wie sieht die Situation aktuell aus? Wir haben uns umgehört.
„Lässt du dich mit AstraZeneca impfen?“ – diese Frage haben wir unseren Instagram-Nutzern gestellt und ganz unterschiedliche Gedanken dazu erhalten. Hier finden Sie den dazugehörigen Instagram-Post.
Würden Sie sich mit dem AstraZeneca-Impfstoff immunisieren lassen? Diese Frage stellten wir am 3. März unseren Usern auf Instagram. Das Ergebnis des Stimmungsbilds war überraschend deutlich: Von 301 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wollen sich 250, also 83 %, klar mit dem Vakzin impfen lassen oder haben es bereits getan. Für 51 von ihnen, also 17 %, kommt der Impfstoff hingegen „eher nicht“ in Frage.
Abwägungssache – schneller Schutz oder maximale Sicherheit
Einige User haben ihre Entscheidung kommentiert. Auch wenn die Begründungen sehr individuell ausfallen, lassen sich doch Gemeinsamkeiten feststellen: So steht für die Befürworter ein rascher Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf im Vordergrund. Eine geringere Wirksamkeit oder möglicherweise häufigere Nebenwirkungen nehmen sie dafür in Kauf. „Besser 70 Prozent als 0 Prozent“, argumentiert eine Teilnehmerin. Bei einer Wahlmöglichkeit würde sie jedoch den Biontech-Impfstoff vorziehen. Dafür, dass manche Kollegen einen effektiven Impfstoff ablehnen, hat eine Umfrageteilnehmerin kein Verständnis: „Wir sind nicht in der Position, Anrecht auf DEN einen Impfstoff zu haben“, schreibt sie.
Umfrageteilnehmer, die den Vektor-Impfstoff von AstraZeneca ablehnen, argumentieren vor allem mit einer schwächeren Schutzwirkung: „In der Pflege erwarte ich die Verimpfung des sichersten Vakzins für den besten Schutz“, so eine Meinung. Auch die mangelnde Aufklärung wird kritisiert. Der Regierung sei es nicht gelungen, die Menschen adäquat zu informieren, heißt es beispielsweise. Dass den Impfstoff jetzt nicht jeder wolle, sei absehbar gewesen. Andere Teilnehmer wiederum äußern Angst vor Nebenwirkungen.
Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ ist, zeigt sie doch eines: Sachliche Aufklärung und gute Kommunikation sind auch im professionellen Kontext ganz entscheidend. Und: Sie muss frühzeitig erfolgen. Nur so können die Mitarbeiter des Gesundheitswesens für sich in Ruhe eine gute Impfentscheidung treffen. (ne)
HintergrundAls der AstraZeneca-Impfstoff zugelassen wurde, hatte die Ständige Impfkommission (STIKO) die Vakzine zunächst nur für Erwachsene unter 65 Jahren empfohlen. Die Datenlage für die Wirksamkeit bei Älteren sei nicht ausreichend. Das hat dazu geführt, dass jüngere Menschen aus den Gruppen mit höchster Priorität bevorzugt damit geimpft werden. Dazu zählen auch beruflich Pflegende. Die als wirksamer eingestuften mRNA-Impfstoffe, für die es zudem Engpässe gibt, sollten den vulnerablen älteren Menschen vorbehalten bleiben. Schnell war daher von einem Impfstoff zweiter Klasse die Rede, der jetzt an die beruflich besonders exponierte Berufsgruppe der Pflegenden verimpft werden sollte. Aufgrund neuer Studiendaten empfiehlt die STIKO den AstraZeneca-Impfstoff seit vergangener Woche für Erwachsene aller Altersgruppen. Im Rahmen der breiten Anwendung des Impfstoffs in England und Schottland hat sich gezeigt, dass auch Menschen über 65 Jahre sicher vor schweren Krankheitsverläufen geschützt werden. Auch die Effektivität des Impfstoffs erwies sich bereits nach der ersten Dosis als sehr hoch. Das Risiko einer Klinikeinweisung wegen COVID-19 war vier Wochen nach der Erstimpfung um 94% reduziert. |